Benno Schirrmeister über f.e.t.t.-Kollektivs Arabische Nacht
: In trüben Wassern brennt ein Licht

Schön ist das Bühnenbild und sein Zusammenspiel mit dem Licht: Lili Sofia Süper und Merve Kaplan haben fürs f.e.t.t.-Kollektiv einen Wäschehänger gezimmert, aber keinen in Standardgröße, sondern ein Riesenteil, mit 20 Quadratmetern Grundfläche. Über die Schnüre haben sie Hemden, Schürzen, Tücher gehängt. Tolle Effekte ergeben sich, wenn ein Scheinwerfer auf einem Rollbrett durch den Wäschewald geschoben wird. Und ein Lastenaufzug lässt diesen ganzen Apparat auf- und abfahren und so imaginär das etwas schäbige Hochhaus entstehen, in dem Erfolgsdramatiker Roland Schimmelpfennig 2001 die Erfolgshandlung seines Auftragserfolgsstück „Eine arabische Nacht“ angesiedelt hat.

Diese Gestaltungs-Idee funktioniert hervorragend, und dass die Theaterbegeisterten zwischen 20 und 30 Jahren sie für dieses Stück verschwenden, ist traurig: Schimmelpfennig reproduziert in seinem Dreiakter Idee und Struktur von Doris Dörries Film „Keiner liebt mich“, und befüllt sie mit feuchten Männerträumen: Weil die oberen Stockwerke des Wohnsilos kein Wasser haben, prüft der Hausmeister auf jeder Etage die Rohre. Vor der Tür der Frauen-WG von Franziska und Fatima trifft er auf letztere. Sie ist mit Tüten schwer bepackt. Er will helfen, die Tür zu öffnen. „In dem Moment, in dem ich den Schlüssel im Schloss umdrehen will“, sagt der Hausmeister, „öffnet jemand von innen die Tür. Vor uns steht verschwitzt und kaum bekleidet Franziska“.

Permanent wendet Schimmelpfennig den Trick der sprachlichen Verdopplung des Geschehens in der Figurenrede an: Es ist die billigste Möglichkeit, Bühnenrealität und wunsch-erfüllendes Traumrécit ineinander übergehen zu lassen. Das erlaubt ihm, sich in Orientalismen und Sexismen treiben zu lassen, wie in gebrauchtem, aber warmem Badewasser. Auch wenn laut Dramaturgin Flavia Wolfgramm das Kollektiv „die Stereotype nicht reproduzieren“ wollte: Dafür erweisen sich die darstellerischen Mittel als zu limitiert, und die Regie hat gar keinen Weg gefunden, der Brühe zu entsteigen, sodass rätselhaft bleibt, warum man sich in sie begibt. Es sei denn, um zu scheitern, und beim nächsten Mal besser scheitern zu können.

Letzte Aufführung: 31. August, Spedition, 20 Uhr