Ein Geburtstag im ländlichen Off

Im Pumpenhaus in Münster hat man wenig Sorgen. Das erste freie Theaterzentrum in NRW ist 20 Jahre jung

Alles begann 1985. Mit dem „Herz der Freiheit“, einem Stück über die Täufer im frühen neuzeitlichen Münster. „Herzblut“ nennt das Theater im Pumpenhaus – wohl daran anknüpfend, aber auch etwas pathetisch – seine aufwändige Jubiläumsspielzeit, die mit „Schneewittchen“ von Robert Walser beginnt. Die Inszenierung ist eine Koproduktion mit den Sophiensælen in Berlin und dem Züricher Theater am Neumarkt.

Bereits Anfang der 1980er schlossen sich sieben freie Gruppen zur Theater-Initiative Münster (TIM) zusammen. Zeitgleich suchte die Stadt nach einem Träger für ein vor sich hin gammelndes, aber denkmalgeschütztes, ehemaliges Abwasserpumpwerk. Die TIM griff zu, renovierte das Gebäude mit 200.00 Euro von der Stadt und kollektiver Selbstausbeutung in knapp einem Jahr. Die Stadt sparte zwar viel Geld, bestand aber zunächst auf einen Vertrag über nur acht Jahre. Dennoch entstand das erste freie Theaterzentrum in NRW, das sich von Anfang an und bis heute konsequent avantgardistischer und radikaler Ausdrucksformen verschrieb und das auf Basis eines Drei-Säulen-Modells: Eigenproduktionen des 15-köpfigen Pumpenhaus-Ensembles wie „Herz der Freiheit“ oder Heiner Müllers „Verkommenes Ufer“, aufgeführt im leeren Stadtbad Mitte, Produktionen freier lokaler Gruppen und internationaler Gastspiele. So gastierten in Münster das dänische Odin-Theatret, Stan aus Belgien und das britische Forced Entertainment.

Das TIM-Ensemble selbst brach später auseinander, verteilte sich auf andere oder neue Gruppen. „Das war ein Getriebeschaden“, sagt Ludger Schnieder, der seit Ende 1984 dabei ist und Anfang der 1990er Jahre die Leitung übernahm. 1999 wurde das Pumpenhaus zu einer städtischen GmbH und damit auch zum Koproduzenten für freie Gruppen in Münster.

MARCUS TERMEER

www.pumpenhaus.de