Viel gestritten, nichts gewonnen

Die Vertreter der Parteien diskutieren über die Steuerpläne von Liberalen und Union, allein der FDP-Kandidat provoziert und steht am Ende doch nur mit Händen voller eigener Faltblätter da

bremen taz ■ Der FDP-Spitzenkandidat kommt gut gerüstet in die Höhle des Löwen. Magnus Buhlert ist einer der Parteivertreter, die sich an der Wahldiskussion im Gewerkschaftshaus beteiligen, zu der am Montagabend vor allem Linke gekommen sind. Buhlert hat seinen „Wahlkampfschlips“ angelegt, wie er seine blau gestreifte Krawatte nennt, die er auch auf den Wahlplakaten seiner Partei trägt. Einige Junge Liberale sind mitgekommen. Sie legen Faltblätter mit dem Porträt ihres Kandidaten aus. „Hier bringt jeder seine Unterstützer selbst mit“, sagt DGB-Vorsitzende Helga Ziegert. Ein paar Gewerkschafter sind da, auch ein paar Aktivisten des Friedensforums.

Auch sie attackieren Buhlert mit Zwischenrufen. Dessen Sympathien gelten dem Unions-Mann Michael Teiser, auch wenn er den Plänen der CDU zur Mehrwertsteuererhöhung eine Absage erteilt. Buhlert glaubt, dass es genügt, Steuern zu senken, um den Menschen Geld in die Taschen zu spülen. Klaus-Rainer Rupp, Spitzenkandidat der Linkspartei, meint hingegen: „Der Staat muss handlungsfähig bleiben. Dazu gehört eine stärkere Belastung der gut Verdienenden.“ Volker Kröning, SPD-Bundestagsabgeordneter, klagt, dass zu wenig Geld da sei. „Wenn jemand Ideen hat, wo man einsparen kann, den bitte ich um Vorschläge“, sagt er, aber niemand der rund 50 Zuhörer reagiert.

Sonst verhalten sich die Vertreter von Grünen, SPD und Linkspartei zahm. Klaus Möhle, Spitzenkandidat der Grünen in Bremerhaven, ist für „starke Gewerkschaften“, Kröning will „keinen Abbau von Arbeitnehmerrechten“ und Rupp ist für die Tarifautonomie. Die drei hoffen auf Stimmen aus dem Gewerkschaftslager, da will keiner auch nur einen potenziellen Wähler verprellen. Der gemeinsame Feind der drohenden schwarz-gelben Regierung eint sie.

Magnus Buhlert zupft an seiner Krawatte, und als er für das Bürgergeld wirbt sagt er: „Wir müssen auch Jobs haben, von denen man nicht allein leben kann.“ Sofort bricht eine Welle der Entrüstung über ihn herein. Eine ältere Frau schimpft so laut, dass ein Junger Liberaler sie wegen ihres „unqualifizierten Gepöbels“ anblafft. Dabei will Buhlert nur dafür werben, dass der Staat den Kombilohn zahlt. Auch betriebliche Bündnisse für Arbeit fordert er und die „Waffengleichheit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern“, so dass ihn der Gewerkschaftsfunktionär, der die Diskussion moderiert, festnageln will: „Erstaunlich, dass die FDP dafür ist, dass Betriebsräte auch zum Streik aufrufen sollen.“

Am Ende ist Buhlert zufrieden, auch wenn er vermutlich keinen Wähler für die FDP gewinnen konnte. Immerhin ist er standhaft geblieben. Die Jungen Liberalen sammeln die Faltblätter wieder ein und Buhlert sagt: „Wir haben nichts zu verschenken.“ Beim DGB und vielen Arbeitnehmern gab es aber für ihn auch nie etwas zu holen. ky