heute in hamburg: „Zusammentun, um sich gemeinsam einzusetzen“
Robert Hübner, 26, ist Mitorganisator von „Solidarische Stadt Hamburg“.
Interview Naomi Bruhn
taz: Herr Hübner, woran erkennt man eine solidarische Stadt?
Robert Hübner: Ich würde eine solche Stadt daran erkennen, dass in dieser Stadt alle Menschen die gleichen Rechte haben und das bedeutet auch, dass niemand abgeschoben wird.
Gibt es ein Beispiel für eine solche Stadt ?
Es gibt gewisse Beispiele, an denen wir uns orientieren. Eines davon ist New York, wo alle Menschen ein Ausweisdokument haben können. So können sich Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung ausweisen und müssen keine Angst haben, bei einer Polizeikontrolle in Gewahrsam genommen und vielleicht den Abschiebebehörden übergeben zu werden. Darüber hinaus kann man sich damit ganz regulär ausweisen, um ein Bankkonto zu erstellen oder Bibliotheken zu nutzen
Was ist an Hamburg solidarisch ?
Es gibt viele solidarische Gruppen in Hamburg, die meistens auf Stadtteilebene funktionieren. Dazu gehören die Polyklinik Veddel, wo Ärzte und Pfleger Beratungen anbieten, und es gibt auf St. Pauli und in Wilhelmsburg solidarische Gruppen, die soziale Beratung anbieten. Daher haben wir unsere Arbeitsgruppe auch als Stadtteil-Workshop konzipiert.
Und was ist nicht solidarisch an Hamburg ?
Die Migrations- und Geflüchteten-Politik und die Abschiebungen, die stattfinden, außerdem auch die Wohnungslosen-Politik, sind ganz klar unsolidarisch. Auch auf der nicht offiziellen Seite zeigen sich unsolidarische, teils rassistische Praktiken, wie zum Beispiel Angriffe auf Geflüchtetenunterkünfte.
Wie kann man selber seine Stadt solidarisch gestalten ?
Der erste Schritt ist es, zu überlegen, was einem selber fehlt und was man sich wünscht. Dann muss man sich mit anderen zusammentun, um sich gemeinsam dafür einzusetzen. Das kann durch Kampagnen oder Initiativgründungen passieren.
Workshop: „Solidarische Stadt Hamburg“, Rosa Luxemburg Stiftung, 19 Uhr, Bürgerhaus Barmbek Lorichsstraße 28A
Können gesellschaftliche Probleme auf städtischer Ebene geklärt werden ?
Wir glauben schon, denn unser alltäglicher Bezugsraum ist unser Stadtteil.
Wie sähe die ideal solidarische Stadt für Sie aus ?
Niemand müsste Angst haben, nicht zum Arzt gehen zu können, weil er die Rechnung nicht bezahlen kann. Es gäbe die Sorge nicht mehr, nicht genug zu essen oder kein Dach über dem Kopf zu haben und der gesellschaftliche Reichtum wäre gerechter verteilt.
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