Bye, bye, „Sportschau“

Mit dem Erwerb der kompletten TV-Rechte für die Champions League startet Premiere den Konter

Die Premiere AG ist ihrem Ziel, zum entscheidenden TV-Fußballlieferanten der Nation zu werden, einen wichtigen Schritt näher gekommen: Gestern hat sich die Pay-TV-Plattform die Übertragungsrechte für die Uefa Champions League für die Spielzeiten 2006/07 bis 2008/09 gesichert. Nicht wie bisher nur für ihr Bezahlfernsehen, sondern auch fürs frei empfangbare TV.

Premiere garantiert, pro Saison 13 Spiele live im Free-TV zu zeigen – macht eine Begegnung pro Spielrunde. Und das „auf einem Sender, der Premiere gehört oder vom Unternehmen kontrolliert wird“: Premiere-Chef Georg Kofler macht Ernst mit seinem Start ins Free-TV: „Premiere beabsichtigt, einen Free-TV-Sender zu erwerben oder aufzubauen“, so das Unternehmen. Sollte Premiere diesen Plan nicht weiterverfolgen, habe die Uefa die Option, die Free-TV-Spiele an einen anderen bestehenden Sender weiterzulizenzieren. In der laufenden Saison zeigt noch Sat.1 die Champions League im Free-TV.

Damit hat Premiere zum ersten Mal volle Kontrolle über einen hochkarätigen Fußball-Event. Und die Champions League, über deren Preis sich beide Seiten – Premiere wie Uefa – hartnäckig ausschweigen, wird nur der Anfang sein. Denn Kofler pokert längst Richtung Bundesliga: Auch hier will er für Premiere Pay- und Free-TV-Rechte komplett erwerben und gemeinsam mit anderen frei empfangbaren Sendern auswerten. Das erklärte Ziel ist dabei, eine möglichst späte Zusammenfassung des Spieltags im Free-TV. Wer früher live oder in aktueller Zusammenfassung die Liga sehen will, kommt dann nicht mehr am Premiere-Abo vorbei.

Die Samstags-„Sportschau“ der ARD mit ihrem 18-Uhr-Sendeplatz ist Kofler schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Und um die ARD-Millionen muss sich auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL), die die Vereine vertritt, keine Sorgen machen: Ein anderer finanzstarker Partner steht schon bereit: Das ZDF bietet mit seinem gerade runderneuerten „Aktuellen Sportstudio“ quasi den auch medienpolitisch durchsetzbaren Idealtermin: samstags ab 22 Uhr. Offiziell bestätigen will das ins Mainz zwar niemand, dafür hatte bereits vor längerer Zeit die DFL durchblicken lassen, dass sie dieses Arrangement ganz sympathisch finden würde. Und für werbefinanzierte Free-TV-Kanäle wie Sat.1 und RTL ist die Bundesliga wegen der anhaltenden Reklameflaute ohnehin nicht mehr zu bezahlen.

„Die Top-Live-Begegnungen der Uefa Champions League und die zeitnahe, ausführliche Zusammenfassung wird es ab Mitte 2006 für drei Spielzeiten nur noch bei Premiere geben“, sagte Kofler gestern. Und das ist, wie gesagt, nur der Anfang. STG