Der Lückenbüßer

Fußballtrainer mögen Allrounder – Spieler wie Marco Bode einer war, manchmal Linksaußen, manchmal linker Läufer, manchmal linker Verteidiger. Immer zuverlässig. So einer, wie es jetzt Clemens Fritz ist. Über den hat Werder Bremens Sportdirektor Klaus Allofs einmal gesagt: „Er kann alles außer Torwart.“

Der 31-jährige Fritz ist der Kapitän der jungen Bremer Mannschaft, er hat Erfahrung und übernimmt Verantwortung. „Das 0:1 nehme ich auf meine Kappe“, sagte er nach der 1:3-Pleite beim FC Augsburg. „Wir waren nicht aggressiv in den Zweikämpfen. Wir haben keine Lösungen im Offensivspiel gefunden. Dazu haben wir Augsburg zu große Räume gelassen.“

Angefangen hat Fritz bei Rot-Weiß Erfurt als Stürmer. Erst Klaus Augenthaler setzte ihn 2003 bei Bayer Leverkusen als rechten Verteidiger ein – auf dem Posten, für den ihn 2006 Werder Bremen verpflichtete. Als Mittelfeldspieler entdeckte ihn dann Joachim Löw bei der Europameisterschaft 2008. In den K.-o.-Spielen zog er aber Bastian Schweinsteiger vor, was das Ende von Fritz’ Zwischenspiel als Nationalspieler bedeutete.

Sein Comeback im rechten Mittelfeld gab Fritz dann in der vergangenen Saison. Mit Sokratis hatte Werder endlich eine Alternative als rechten Verteidiger verpflichtet und Fritz wurde eingesetzt, das defensiv anfällige Mittelfeld zu stabilisieren.

„Ich fühle mich wohl dort“, sagte Fritz über den Wechsel. „Im Spiel fühle ich mich dadurch präsenter, mir tut das gut.“ Als Sokratis in der verpatzten Rückrunde in der Innenverteidigung gebraucht wurde, rückte der Kapitän wieder nach hinten.

In der Schlussphase der letzten Saison wurde aus der Allzweckwaffe dann endgültig ein Lückenbüßer. In den letzten zehn Spielen lief er keine zweimal hintereinander auf der gleichen Position auf.

Anfang dieser Saison schien alles anders zu werden. Auf seiner neuen Position im zentralen Mittelfeld konnte er auch endlich sein großes spielerisches und taktisches Potenzial voll einbringen. Dann merkte Trainer Thomas Schaaf, dass er trotz des Einkaufs von Theodor Gebre Selassie weiter große Probleme auf den Außenverteidigerpositionen hat. Seitdem rotiert Fritz wieder zwischen der rechten und linken Abwehrseite, mitunter sogar innerhalb eines Spiels, wie beim 1:3 in Augsburg.

Fritz leidet offenkundig unter der ständigen Hin- und Herschieberei, wie seine Leistung in Augsburg zeigte. Klagen wird man von ihm nicht hören, er stellt sich weiter in den Dienst der Mannschaft. Die Frage ist nur, ob es der Mannschaft nicht viel mehr nützen würde, wenn er endlich mal auf einer Position bleiben könnte.  RALF LORENZEN