brief des tages
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Immer wieder: „Wir und die Anderen“

„Bin ich eine gute Verbündete?“, taz vom 3. 8. 18

Nachdem ich mich über all die neuen Begrifflichkeiten schlaugemacht habe ( nichtbinäre Personen, genderqueer, cis etc.), erscheint es mir so, als ob es der Mensch einfach nicht schafft, das Denken von „Wir“ und die „Anderen“ sein zu lassen. Neue Etikettierungen, neue Communities. Die Menschheit in immer mehr Gruppen und Untergruppen zu teilen und zu spalten. Ist das wirklich hilfreich? So viele suchen das Heil in Abgrenzung als Antwort auf die derzeitigen Herausforderungen. Die Nachrichten sind voll davon: America first, Brexit, europaweiter Rechtsruck. All das speist sich aus der Quelle eines scheinbaren „Wir und die Anderen“. Auch hier beinhaltet wie so oft das Bestreben, Diskriminierten Schutz und einen Raum zu schaffen, in sich selbst eine weitere Diskriminierung. Nichts wird dadurch besser! Erst wenn uns die Hautfarbe, das Geschlecht, Vorlieben, Herkunft gleichgültig sind, wenn wir keine sich abgrenzende „Communities“ mehr brauchen, ist Diskriminierung in jeglicher Form überwunden. Bis dahin wird sie sich selbst immer als scheinbares Gegenmittel zur Folge haben. Traurig.Christine Schönhaber, Berlin