leserbriefe
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So viel Esprit

„Sie schrieb über das Leben“, taz vom 30. 7. 18

Gleich am Montag den Schlag auf den Kopf bekommen – es kann doch nicht wirklich sein, dass da ein Nachruf auf Barbara Bollwahn steht?! Eine meiner erklärten LieblingsautorInnen eures Blättchens.

Als neue taz-Leserin war ich erst einmal erfreut, die jeweils tollen Texte von Barbara Bollwahn zu lesen. Dann habe ich ganz besonders viel Freude an den von ihr geschriebenen Berliner Szenen (die ich generell liebe) gehabt, um dann festzustellen, dass ich ihre Texte bereits am ersten Satz erkennen kann. Das hat richtig gute Laune gemacht! Die Art der Beobachtungen, die Erzählweise und der persönliche Bezug haben mich immer sehr angesprochen und es hat mich beeindruckt, mit welcher Unmittelbarkeit Barbara Bollwahn ihre Umwelt wahrgenommen hat und wie sie das textlich wiedergeben konnte.

Meine große Sympathie habe ich ihr einmal in einer Mail zukommen lassen und tatsächlich eine sehr freundliche Antwort bekommen – da fühlte ich mich noch mehr verbunden. Wie wäre es mit einer Sammlung Berliner Szenen von Barbara Bollwahn in einer Sonderedition?!

Es macht mich sehr traurig, keine weiteren Zeilen mehr von ihr finden zu können, und es ist einfach komplett daneben, jemanden mit so viel Esprit und Menschenfreundlichkeit so früh abzuberufen. Maren Lienicke, Berlin

Antikatholizismus

„Skandal um Sankt Hedwig“, taz vom 27. 7. 18

Liebe Redaktion, der Umbau der Hedwigskathedrale ist tatsächlich extrem umstritten, darüber wurde schon viel berichtet. Euer Artikel heute jedoch tropft aus jeder Pore von Antikatholizismus, und darüber habt ihr vergessen, die Fakten ordentlich zu recherchieren.

Das geht damit los, dass der Erzbischof Heiner Koch heißt, nicht Kohl, im Übrigen ein sehr weltoffener, liberaler Mensch, der sich bezüglich dieser Problematik, die er bei Amtsantritt vorgefunden hat, viel Mühe gemacht hat zu verstehen, wo die Konfliktherde sind, und versucht hat, eine gute Lösung zu finden. Davon ist nichts in eurem Artikel zu lesen, statt dessen wird immer wieder auf dem blöden Vergleich mit Limburg herumgeritten, der hier überhaupt nicht passt – nicht zuletzt, weil Erzbischof Koch nun wirklich ein ganz anderer Mensch ist. Silvia Twardawa-Lüth, Berlin

Ver.di hat Schuld

„Gewerkschaft gegen Lohnanstieg“, taz.de vom 7. 8. 18

Seit Jahren geht der Lohn nur schleichend nach oben. Und das ist ganz eindeutig die Schuld von Ver.di. Warum hat Ver.di im öffentlichen Dienst die letzten Jahre nicht genug gestreikt, um die Löhne nach oben zu bekommen, damit genug Personal eingestellt wird? Gott, was für eine Logik! Sascha, taz.de

Das spricht Bände

„Söldner füllen Sommerloch“, taz.de vom 7. 8. 18

Es ist ziemlich bedeutsam, dass CDU-Fraktionschef Burkard Dregger bei den vermeintlich „illoyalen Ausländern“ auf Menschen aus Rumänien, Kosovo und Albanien kommt – aber nicht zum Beispiel aus Spanien, Frankreich oder Belgien.

Das spricht wieder Bände über die Haltung mancher Menschen in der CDU. Es geht nämlich eigentlich nicht darum, ob Menschen mit nichtdeutschem Pass gute Polizisten sein können. Es geht lediglich darum, Ausländer aus unliebsamen Ländern abzulehnen. Glücklicherweise wird Dreggers Einschätzung schon durch die Realität Lügen gestraft. Soungoula, taz.de

Der Völkerfrühling

taz.die tageszeitung Rudi-Dutschke-Str. 23 10969 Berlin briefe@taz.de www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

„Gesucht: ein Tag von politischer Relevanz “, taz vom 16. 7. 18

Ein fast ganzseitiger Artikel bezüglich der Suche nach einem neuen Feiertag für Berlin und kein Wort zum 18. März!

Seit 1978 kämpft die Aktion 18. März für demokratische Tradition und revolutionären Geist. Immerhin hat sie erreicht, dass der Platz vor dem Brandenburger Tor jetzt „Platz des 18. März“ heißt und dass der 18. März in den Berliner Flaggenkalender aufgenommen wurde. Neben Oberbürgermeister Müller haben sich auch die ehemaligen Bürgermeister Hans-Jochen Vogel, Eberhard Diepgen und Walter Momper für den 18. März ausgesprochen. Der 18. März 1848 ist einer der bedeutendsten Tage der deutschen Demokratiegeschichte. Die Truppen des Königs kapitulierten vor den Kämpfern für Freiheit und Demokratie. Der König musste vor den Toten seine Mütze ziehen.

Am 18. März 1990 fanden die ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR statt, und am 18. März 1793 wurde die Mainzer Republik ausgerufen, die erste Republik auf deutschem Boden. Im Jahr 2008 verabschiedete das Abgeordnetenhaus von Berlin einstimmig, also von CDU bis zur Linken, einen Antrag für den bundesweiten Gedenktag 18. März. Wenn jetzt sogar ein Feiertag gesucht wird, bietet sich der 18. März geradezu an.

Der Revolutionsdichter Ferdinand Freiligrath hat den Geist dieser Zeit, die auch als Völkerfrühling bekannt ist, zusammengefasst: „Es kommt dazu trotz alledem, dass rings der Mensch die Bruderhand dem Menschen reicht“ und „Wir sind das Volk, die Menschheit wir“.

Volker Schröder, Berlin