PROMINENZ AM AIRPORT
: Teppich statt Rasen

Gegen Bares verpfiff er die Spiele

„Einfach mal was Verrücktes tun – morgens Elmex, abends Aronal!“, schoss es mir durch den Kopf, nachdem der etwas gelackt wirkende junge Mann mir seinen Vorschlag unterbreitet hatte. Er transportierte augenscheinlich Teppiche und wartete ebenfalls auf dem Istanbuler Flughafen auf die Maschine nach Berlin.

Zuerst war mir unwohl zumute, so als hätte mir jemand mitgeteilt, dass Guido Westerwelle eine tragende Rolle in unserem Land übernimmt, doch letztendlich wollte ich keinesfalls den immer misstrauischen Deutschen spielen und erklärte mich bereit, einen Teil seines Teppichsortiments als mein Gepäck auszugeben. Außerdem vermittelte mir der Herr mit Beckhamfrisur sofort ein Gefühl der Vertrautheit, als würde man sich schon lange kennen, wie ein alter Klassenkamerad oder ehemaliger Nachbar, den man zwar damals aufgrund seiner Überlegenheit beim Fußballspielen nicht mochte, der aber nun keinerlei Gefahr mehr darstellt. Er bedankte sich artig, wir bestiegen das Flugzeug und bekamen von dauergrinsenden Stewardessen Zeitungen in die Hand gedrückt. Der Sportteil berichtete mal wieder von der desaströsen Lage bei Hertha BSC, und schlagartig wusste ich, wie der Herr mit den Teppichen sich revanchieren könnte: mit einem Comeback! Alles was er tun musste, um mich von meinen sportlichen Qualen zu erlösen und die Hertha wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen, war, in seinen alten Beruf zurückzukehren. Statt Teppiche zu verschiffen, könnte er doch wieder als allseits beliebter Schiedsrichter arbeiten. Leider hat Robert Hoyzer ein lebenslanges Berufsverbot erhalten, seit er 2005 zusammen mit der sogenannten kroatischen Wettmafia aus dem Charlottenburger Café King für einen der größten Fußballskandale Deutschlands sorgte, indem er gegen Bares oder Plasmafernseher Spiele verpfiff. Schade! JURI STERNBURG