Private Unis warten auf Ansturm

Private Hochschulen rechnen mit mehr Bewerbern, sobald in Nordrhein-Westfalen Studiengebühren fällig werden. Bisher bleibt der Run auf die teuren Privaten allerdings aus – ihre Kosten sind meist noch viel höher als an staatlichen Unis

Wir bieten begrenzte Studentenzahlen, persönlichen Kontakt, individuelle Betreuung und vor allem: Praxisanbindung

VON JOSEFINE FEHR

„Nie wieder wirst du mit so wenig Geld so viel Spaß haben“, lautet ein gut gemeinter Rat an quengelnde Studenten mit Geldsorgen. In Zukunft werden solche Sorgen wohl zunehmen. 500 Euro Studiengebühren sollen in NRW bald pro Semester fällig werden. An privaten Hochschulen und Akademien sind Studiengebühren nichts Neues. Olaf Kaltenborn, Sprecher der Privatuniversität Witten/Herdecke zum Beispiel ist optimistisch: „Wir rechnen mittelfristig mit mehr Bewerbern.“ Und auch andere private Hochschulen glauben, dass sich in Zukunft mehr junge Leute für die privaten Alternativen interessieren. Noch ist allerdings keine Veränderung eingetreten: Die Bewerberzahlen für das Wintersemester 2005/2006 haben sich kaum verändert.

Schließlich sind Gebühren nicht gleich Gebühren. Um 4.000 Euro im Jahr, meist sogar weitaus mehr, verlangen private „Anbieter“ für ein Studium. Damit bleiben sie auch in Zukunft deutlich teurer als staatliche Hochschulen.

Knapp ein Viertel der 58 Hochschulen in NRW sind private Fachhochschulen, die Uni Witten/Herdecke die einzige private Universität. Angeboten werden meist kaufmännische Studiengänge wie internationale Betriebswirtschaft, internationales Management, Handelsmanagement, Marketing oder Business Administration, an der Uni Witten/Herdecke der Schwerpunkt Medizin.

Doch wer sich bewirbt, hat noch lange keinen Studienplatz sicher. Ihre Studenten suchen sich die privaten Schulen selber aus. „Eignungstest“ heißt hier das Zauberwort, das den Weg in das Studentenleben öffnet. Ein Verfahren, von dem die wenigsten staatlichen Hochschulen in NRW Gebrauch machen. Deren Zulassungsverfahren beschränken sich meist auf das Kriterium „Numerus Clausus“.

Im Eignungstest werden die Bewerber dann zum Beispiel auf Motivation, Leistungsbereitschaft, Teamfähigkeit oder Fremdsprachen getestet oder müssen im persönlichen Interview überzeugen. Als Gegenleistung versprechen die privaten Anbieter ihren „Kunden“ eine intensive Ausbildung. „Wir bieten begrenzte Studentenzahlen, persönlichen Kontakt, individuelle Betreuung und vor allem: Praxisanbindung“, sagt Dirk Schäfer, Geschäftsführer an der Düsseldorfer Akademie für Marketing-Kommunikation. Außerdem soll das Studium schnell gehen. Kleine Lerngruppen statt überfüllter Hörsäle, ein verlockendes Angebot. Der Basisstudiengang zum „Marketing-Kommunikationswirt“ zum Beispiel dauert an der Düsseldorfer Akademie nur ein Jahr. „Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche. Für ausgefeilte wissenschaftliche Finessen ist hier keine Zeit“, erklärt Dirk Schäfer.

Doch ist so eine Ausbildung mit einem mehrere Semester umfassenden Studium an einer staatlichen Universität zu vergleichen? Um sicherzustellen, dass die Bildungsangebote der Parallel-Hochschullandschaft mit denen der staatlichen Hochschulen vergleichbar sind, müssen die privaten Anbieter ein umfangreiches Anerkennungsverfahren durchlaufen. Denn eigentlich sind Lehre und Forschung hoheitliche Aufgaben, die nur vom Staat ausgeübt werden können.

Garantieren können die privaten Hochschulen ihren „Kunden“ aber vor allem eines: Wofür und wie viel auch immer die Studenten hier bezahlen, die Euros fließen mit Sicherheit direkt in die Kasse der Hochschule. Keine Gefahr also, dass die Studiengebühren im Landeshaushalt verschwinden, ohne dass sich an der Uni etwas ändert.