Agentur bleibt auf dem Teppich

Die Bundesagentur für Arbeit freut sich über positive Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt. Doch die NRW-Agentur sieht das anders: „Zusätzliche wirtschaftliche Impulse sind nach wie vor nicht spürbar“

VON ANDREAS WYPUTTA

Von einem konjunkturellen Aufschwung ist in Nordrhein-Westfalen nichts zu spüren. „Zusätzliche wirtschaftliche Impulse sind nach wie vor nicht spürbar“, schreibt die NRW-Regionaldirektion der Bundesanstalt für Arbeit in ihrem gestern vorgestellten Arbeitsmarktbericht für August. Jobs, die den Lebensunterhalt sichern, sind nach wie vor Mangelware – nur die Ein-Euro-Jobs florieren: „Blendet man die zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten (Zusatzjobs) aus, muss man auch für den August konstatieren, dass die Nachfrage der Wirtschaft nach Arbeitskräften unverändert das Kernproblem des Arbeitsmarktes darstellt“, so die Regionaldirektion.

Die bittere Folge: Noch immer sind in NRW über 1.045.000 Menschen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote sank im August nur leicht um 0,1 auf 11,8 Prozent. Damit liegt die Quote deutlich über dem Schnitt der westlichen Bundesländer von 9,6 Prozent und sogar noch über dem Bundesdurchschnitt von 11,4 Prozent. Die Nürnberger Zentrale der Bundesanstalt für Arbeit (BA) wertete den Bundestrend dagegen vorsichtig positiv. BA-Vorstandschef sprach von den „ersten Vorboten der Herbstbelebung“ und deutete an, ein „Ende des Abbaus der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung“ sei denkbar. Der SPD-Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Nordrhein-Westfalens Ex-Ministerpräsident Wolfgang Clement jubelte sogar, am Arbeitsmarkt sei „die Trendumkehr geschafft.“ Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte bereits am Dienstagabend von einer „Erholung“ gesprochen.

In NRW aber ist davon nichts zu spüren. Zwar habe auch das späte Ferienende die Arbeitslosigkeit im größten Bundesland nach oben getrieben, sagt Werner Marquis, Sprecher der NRW-Regionalredaktion. Eine erhöhtes Wirtschaftswachstum und damit eine erhöhte Nachfrage nach Arbeitskräften aber sei zumindest in NRW nicht in Sicht. „Bundesweit mögen einige Institute ein verstärktes Wachstum konstatieren“, sagt Marquis. „In NRW können wir das nicht erkennen.“ Für einen signifikanten Abbau der Arbeitslosigkeit sei aber wichtig, das der Markt nicht nur nur durch saisonale, sondern auch durch konjunkturelle Impulse belebt werde. „Und das hatten wir im August nicht“, so Marquis‘ Analyse.

Gerade im noch immer mitten im Strukturwandel steckendem Ruhrgebiet übertrifft die Arbeitslosenquote damit sogar den Durchschnitt der ostdeutschen Länder von 18,2 Prozent: In Gelsenkirchen herrscht mit 20 Prozent Massenarbeitslosigkeit, Duisburg und Essen verzeichneten Quoten von 17,8 und 16,8 Prozent. Im ländlichen Rheine lag die Quote dagegen bei 6,9 Prozent. Das CDU-geführte NRW-Arbeitsministerium wollte sich trotz Nachfrage nicht zu den Arbeitslosenzahlen äußern. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (beide CDU) gingen nur auf die Lage auf Ausbildungsmarkt ein – in NRW sind noch immer 26.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz. Rütgers nannte die Lage „sehr ernst“.