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: Schöner Schein

Themenabend auf Arte: „Schwul, lesbisch und stolz darauf“, Dienstag, 20.40 bis 22.45 Uhr

Jochen Hick und Christian Jentzsch betiteln ihre Dokumentation mit „Am Ende des Regenbogens“ und beginnen mit einer Szene aus jenem Berlin von heute, das durch seinen Regierenden Bürgermeister fast wie ein Sehnsuchtsort weltweit wirkt: Schwul zu sein ist okay. Discorhythmen, Nachtclubatmo, zwei Männer, die sich im Chat auf Sexjagd begeben. Und dann wird dieser Film zu einem der depressivstimmendsten Zeugnisse über die Welt der Homosexuellen jenseits der westlichen Welten.

Nichts als Horror, Albtraum und Splatter, ob im muslimischen Zusammenhang oder unter postsozialistischem Hooligankult, der dann auch noch als gesundes Volksempfinden verbrämt wird. Es sind Bilder und Aussagen, die verstören – und vielleicht auch Heterosexuellen nahe legen sollten, Schwules und Lesbisches nicht als Mode zu begreifen, sondern, jenseits westlicher Liberalität, als Grund für Diskriminierung und (oft auch tödliche) Repression.

Albträume, die schon in Polen angesiedelt sind, in Weißrussland, im Iran – oder in muslimischen Vierteln westlicher Städte. Diese Doku verdient die Ausstrahlung in ARD oder ZDF – und einen doppelten Grimme-Preis ohnehin. Man erkennt: Das Ende des Regenbogens ist nicht erreicht – allenfalls ein Anfang ist sichtbar, global betrachtet.

Der zweite Film, „Out of Istanbul“ von Hatice Ayten, ist nicht minder beeindruckend: die Türkei im Aufbruch, vor allem in der Stadt am Bosporus. Szenen, die tapfere BürgerrechtskämpferInnen zeigen, Menschen, die das Unmögliche, bürgerliche Aufklärung gegen das Patriarchalische, wagen – und kämpfen, weil sie nicht anders können: eine exzellente Filmarbeit, die vielen Ressentiments gegen das Muslimische schlechthin den Boden entzieht. Glänzend! JAF