PRESS-SCHLAG

Lothar Matthäus verstrickt sich in die nächste absurde Trainergeschichte, er findet kein Entrinnen

Wenn das Rotlicht nur brennt

Bestimmt war er zu beschäftigt, um sich darum zu kümmern. Lothar Matthäus hat die Kolumne auf seiner Homepage vernachlässigt. Anfang März schrieb er zuletzt. Matthäus, von Beruf Raumausstatter, widmete sich der kreativen Raumgestaltung: „Die Kreativität, die für das Berufsbild des Innenarchitekten ja bezeichnend ist, passt meiner Ansicht nach ganz gut zum Fußball, denn auch auf dem Platz sollte man immer kreativ sein.“ Kreativ ist Matthäus auch bei der Wahl seiner Arbeitgeber. Bisher lief das nach einem bestimmten Muster ab: Ein Trainerjob wurde frei, seine Freunde von der Bild-Zeitung brachten ihn ins Gespräch, Matthäus, völlig überrascht vom angeblichen Interesse an seiner Person, bekundete seinerseits Interesse. Komischerweise nahmen die Vereinsbosse dann immer einen anderen.

Vor allem in der Bundesliga hat Matthäus seinen Ruf ruiniert. Er ist in Deutschland nicht mehr satisfaktionsfähig. Darüber lamentierend zog er sich in andere Gefilde zurück, nach Ungarn oder Israel. Fußball gespielt wird ja überall auf dem Globus, Gott sei Dank, wird der hierzulande Verschmähte denken. In weit entfernten Ecken gilt Matthäus noch etwas. Er ist dort der Weltmeister mit dem Löwenherzen. Dieses Bild hatten wohl auch die Bosse des argentinischen Klubs Racing Buenos Aires vor Augen. Sie machten es kurzerhand wie Bild und brachten Matthäus einfach mal ins Gespräch. Kann ja nicht schaden, vielleicht kommt der Deutsche. Wenn nicht, dann hätten sie es wenigstens versucht. Vielleicht wussten beide Seiten aber auch vorher Bescheid und Matthäus heuchelte Verblüffung.

Wie dem auch sei, die Geschichte ist absurd. Sogar ein Peter Neururer, würde er von einem uruguayischen Zweitligisten oder einer aufstrebenden guatemaltekischen Elf angeschrieben, hätte instinktiv abgelehnt. Doch Matthäus, seit Wochen ohne Job, entflammt sofort, gibt ein Interview im deutschen Fußballfachmagazin und bekundet – na was wohl? – Interesse.

Es geht ihm nicht so sehr um den argentinischen Fußball, es geht ihm um den Auftritt auf der Bühne. Matthäus ist süchtig nach dem Rotlicht der Kameras, er braucht die wöchentliche Aufmerksamkeitsdosis, um sich als Lodda, deutsche Fußballikone, zu fühlen. Ganz wichtig dabei ist die Homestory mit Freundin Liliana, weniger wichtig die Perspektive eines Vereins namens Racing, von dessen Existenz der Franke vorher wohl nur eine Ahnung hatte. Nun wird berichtet, Matthäus wolle nach Südamerika fliegen und schauen, was der Klub vorhabe. Racing nimmt das zum Anlass, es noch bunter zu treiben. Am Samstag schon werde der Deutsche auf der Bank sitzen, verkünden sie kühn. Ob Matthäus das mitmachen wird? Warum nicht. Es wäre ein Job, der Schlagzeilen garantiert. Das ist der Nektar, von dem sich Medienmensch Matthäus ernährt.

In dem besagten kicker-Interview macht er übrigens glauben, er wäre der Souverän in diesem absurden Spiel, dabei ist er ein Getriebener. Die Bild-Zeitung hat ihn längst zum Popanz gemacht. Es läuft eine tragische Fortsetzungsgeschichte, an deren Ende ein Verlierer feststeht: Lothar Matthäus. MARKUS VÖLKER