leserinnenbriefe
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Schattensubventionen

■ betr.: „Schattige Pläne“, taz vom 23. 10. 09

43 Cent pro kWh Solarstrom würde ich sehr gerne zahlen, wenn mir dafür die realen 80 Cent pro kWh Atomstrom erspart bleiben würden. Aber auch hier wird Schwarz-Gelb ihre Klientel nicht vergessen und neben einem Schattenhaushalt auch Schattensubventionen ein- und weiterführen. ARNE MATSCHINSKY, Hamburg

Was kostet Atomstrom?

■ betr.: „Schattige Pläne“, taz vom 23. 10. 09

Sie teilen nicht mit, was nun der konventionell hergestellte Strom wirklich kostet. Wie sollen wir da den Strom aus erneuerbaren Quellen vergleichen können? Was also kostet der Strom aus Atomkraftwerken wirklich? Was kostet die Entsorgung des Abfalls, einschließlich Wartung, Transport und auch Polizeieinsatz, die langfristige Lagerung nicht zu vergessen? Gorleben, Sasse etc. werden ja wohl vom Steuerzahler gezahlt, und zwar bis in alle Ewigkeit.

DIETER SÖLLER, Hamburg

Eine Schande für die Demokratie

■ betr.: „Schwarz-Gelb verharmlost Neonazi-Gewalt“,taz vom 23. 10. 09

Wenn man dieses Ergebnis der Koalitionsverhandlungen wahrnimmt, wird einem deutlich, dass ganz oben in der Union Kräfte sitzen, die die rechte Bedrohung dieser Gesellschaft systematisch verharmlosen. Mit der SPD waren solche Verharmlosungen noch nicht offiziell machbar, mit der FDP hat die Union aber offensichtlich einen Partner gefunden, der gleichfalls auf dem rechten Auge blind ist. Ich denke, wir müssen uns die nächsten vier Jahre wohl daran gewöhnen, dass der rechten Gewalt insgesamt mehr Toleranz seitens der Regierung entgegengebracht wird. Verstummen die rechten Größen in der Union nicht, wird sie langfristig die NPD hoffähig machen und auf Länderebene mit ihr zusammenarbeiten, wenn nicht gar koalieren. Das Verhandlungsergebnis ist eine Schande für die Demokratie in diesem Land. TOBIAS RETTICH, Regensburg

Ungleichheiten reduzieren

■ betr.: „Schwarz-Gelb verharmlost Neonazi-Gewalt“, „Morden leicht gemacht“, taz vom 23. 10. 09

Ob allein die Ausweitung der Aufgabenfelder des Fonds für Opfer rechtsextremistischer Gewalt eine Verharmlosung selbiger ist und „Morden leicht gemacht“ wird, bezweifle ich sehr. Selbstverständlich hat jedeR ExtremistIn, die/der mordet oder anderweitig gewalttätig wird, einen eigenen politischen, religiösen, psychosozialen oder anders gearteten Hintergrund. Das daraus resultierende oft auch gewalttätige Handeln ist selbstverständlich einzudämmen. Dies wird perspektivisch sicher eher durch integratives Handeln in der demokratischen Gesellschaft, durch Förderung und Bildung für alle, durch Entwickeln und Ermöglichen auch individuellen Selbstbewusstseins erreicht. Die gegen Extremismus bereitgestellten Gelder sind so umzuschichten und aufzustocken, dass der organisierte Extremismus sich erübrigt. Die Ungleichheiten zu reduzieren wären erste Schritte, die von den gewählten Regierungsparteien kaum zu erwarten sind. ROLF SCHEYER, Köln

Wespen verteilen nach oben

■ betr.: „Der Erfinder der Kopfpauschale“, taz vom 24. 10. 09

Dies war die erste Bundstagswahl, nach der ich nachts Alpträume hatte. Nun scheinen die wahr zu werden: Weiter sollen die Geringverdiener zur Kasse gebeten werden. Ich bin freier Künstler und damit selbständiger Kleinunternehmer. Um nicht in Hartz IV abrutschen zu müssen, spare ich, wo es nur geht. Ohne die Künstlersozialkasse könnte ich mir gar keine Krankenversicherung leisten. Eine Kopfpauschale (ob nun Rürups 167 Euro oder weniger) liegt jenseits meiner Möglichkeiten. Von Zusatzversicherungen (Rente, Zähne, Berufsunfähigkeit) gar nicht zu reden. Dabei ließe sich das Problem der KV-Finanzierung wunderbar lösen, wenn man die Privatversicherung endlich abschaffen würde und jeder Einkommensbezieher, sagen wir, zehn Prozent seines Bruttoeinkommens als Beitrag abführen würde, ohne Beitragsbemessungsgrenze. Dann gäbe es auch keinen Sozialneid mehr, denn jemand mit zwei Millionen brutto im Jahr müsste dann 200.000 Euro Krankenkassenbeitrag zahlen. Das wäre gerecht. Aber die Wespen stehen für Umverteilung nach oben.

BEN COHRS, Bremen