meinungsstark
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#MeToo gekapert?

„Schweigen? Machen wir nicht mehr!“, „Zweierlei Frauenrechte“, taz vom 1. 8. 18

Seit Tagen schon berichtet die taz vom neuen #MeTwo, der von Ali Can initiiert wurde, und ist ganz begeistert von der großen Resonanz des berechtigten Anliegens. Jeden Tag werden Artikel zu diesem Hashtag veröffentlicht. Am 1. August beklagt Patricia Hecht in derselben Ausgabe das Zurückdrängen von feministischem Journalismus in Österreich. Ihr möchte man zurufen: weil Frauen sich das gefallen lassen und keine Spaßverderberinnen sein wollen!

Fällt eigentlich niemandem auf, dass da ein Mann – klammheimlich in aller Öffentlichkeit – eine erfolgreiche, von Frauen gestartete Kampagne gegen sexualisierte Gewalt geentert hat? #MeTwo hat ein ebenso wichtiges Anliegen, ­warum aber bedient er sich einer gleichlautenden Banderole? Wo wir alle wissen, wie wichtig Eindeutigkeit in einer mediengeprägten öffentlichen Wahrnehmung ist. Und übrigens, neben #MeTwo sind Migrantinnen auch immer #MeToo ausgesetzt. Sind eigentlich alle kritischen (feministischen) Geister der taz im ­Urlaub? Klaus-Peter Klauner, Brühl

Der Mann, der euch knetet

„Der Mann, der uns knetet“, taz vom 2. 8. 18

Schön, das ihr heute den Mann, der euch knetet, auf Seite 2 als wichtigsten Mann in der taz ehrt. Allein die Wortwahl lässt mich innehalten. Vor dem Hintergrund, dass Körperarbeit und Körpertherapie in unserem Land von Kassen und Politik nicht anerkannt oder miserabel vergütet werden, spiegelt der Artikel das gängige Klischee – kneten, durchwalken, weich klopfen – wider. Das kann nicht so viel wert sein, das macht man normalerweise mit toten Materialien und nicht mit Menschen. Kein Wunder, dass mit 15 Minuten kneten die „ewig falschen Haltungen“ nicht wirkungsvoll behandelt werden. Was fehlt, ist das Bewusstsein, dass diese ungünstigen und irgendwann schmerzenden Haltungen auch veränderbar sind. Doch wie mit vielen schlechten Gewohnheiten ist das nicht ganz einfach.

Was mir fehlt, ist echte Wertschätzung der Arbeit. Wenn euch das reicht, für 15 Minuten einen bestimmten Betrag hinzulegen und euch dann etwas besser zu fühlen, dann gut. Komischerweise sind diese 15 Minuten genau die Zeit, die die gesetzlichen Kassen als Mindestbehandlungszeit für Physiotherapie definieren – und nach 37 Jahren in diesem wunderbaren Beruf kann ich nur sagen: Das ist Fließbandarbeit am Menschen, die am Ende keinem Beteiligten wirklich guttut. Wilhelm Kraus, Ebsdorfergrund