5 dinge, die wir diese woche gelernt haben
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1 Rechtschreibung ist immer noch neu

Vor 20 Jahren wurde die neue deutsche Rechtschreibung eingeführt. Viele hatten das scharfe ß eh nie gemocht, andere aber knabbern bis heute an dieser großen deutschen Nachkriegsreform. Die FAZ schrieb kürzlich von einem „Unglück der Sprachgeschichte“. Wir sind weniger wütend und machen lieber einen auf melancholisch. Kollegen trauern um das „Stilleben“ (hatte Stil), „rauh“ (sieht einfach rau[h]er aus als „rau“) und das liebe „bißchen“, das viel niedlicher war als das grobschlächtige „bisschen“. Aber Vorsicht: Je länger man sich mit der Sprachreform beschäftigt, desto verwirrender wird alles.

2 Diese Hitze ist kein Rekord

In Berlin haben wir bis Redaktionsschluss 11 Hitzetage gezählt, Tage also, die Spitzenwerte über 30 Grad haben. Für Samstag sind 33 Grad gemeldet – das wären dann 12 Hitzetage am Stück. Einigermaßen rekordverdächtig: 1976 gab es in Rheinstetten 17 Hitzetage am Stück, im Jahrhundertsommer 2003 in Freiburg 14. Doch jetzt kündigt der Wetterbericht an: ein Gewitter am Samstag, ein lächerlich kühler Sonntag (25 Grad), dann wieder tagelang rauf auf über 30. Nicht genug, um abzukühlen, aber genug, um den Rekord kaputtzumachen (schreibt man das so?). Dafür wurde in Rheinstetten jetzt wenigstens das weltgrößte Insektenhotel gebaut.

3 Diese Hitze ist ­bezwingbar

Wir von der taz am wochenende sitzen im 6. Stock, unsanierter Altbau, schöne große Südfenster. Interner Temperaturrekord: 35,5 Grad. Der Geschäftsführer sagt: Kleiderordnung lockern (hilft, aber die Ästhetik … na ja). Der Chef versucht, mobile Klimaanlagen zu organisieren (alle schon verliehen). Wir haben dann die Ventilatorenquote auf einen pro Mitarbeiter erhöht. Ach so: In Wien tragen Polizeihunde auf dem heißen Asphalt jetzt Schuhe. Vielleicht ist das eine Lösung für Ihren Rauhhaardackel (schreibt man den so?).

4 Berlin ist Partyhauptstadt

So titelte der Stern in dieser Woche. Gut zu wissen.

5 Linke mögen Musik

Sahra Wagenknechts Sammlungsbewegung hat einen ­Namen. Am Samstag um 14 Uhr geht die Website aufstehen.de an den Start (Sie können ausschlafen). Bisher sieht man dort einen Countdown und den Wetterbericht (31 Grad) und hört Bob Dylan. Passender wäre „Aufstehn“ von den Bots: „Alle, die nicht gerne Instant-Brühe trinken, solln aufstehn.“ Den Text schrieb ausgerechnet Dieter Dehm, Liedermacher und Linksparteipolitiker. Warum hat das Wagenknecht niemand gesagt? Na ja. Guten Aufstand jedenfalls.Philipp Daum