Senat will mehr Kameras auf S-Bahnhöfen

ÜBERWACHUNG Wowereit beschwert sich bei Bahn-Chef Grube. Streit über die Finanzierung der Technik

Die Deutsche Bahn und der Berliner Senat wollen nach Gewalttaten an S-Bahnhöfen mehr Videoüberwachung – doch keiner will dafür zahlen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) forderte am Dienstag in einem Brief an Bahn-Chef Rüdiger Grube ein neues Konzept. Die Bahn zeigte sich offen für Gespräche. Sie sei nach wie vor bereit, weitere Bahnhöfe mit der Technik auszustatten. Beide jedoch wiesen die Verantwortung für die Finanzierung von sich.

Hintergrund der Debatte sind mehrere Überfälle in der vergangenen Woche, darunter ein brutaler Angriff auf einen Hertha-Fan. Die Täter hatten den am Downsyndrom leidenden Mann am 26. September auf dem S-Bahnhof Olympiastadion zunächst geschlagen und dann mit einem eng um den Hals geknoteten Schal zurückgelassen. Am Alexanderplatz war am Sonntag ein 23-Jähriger von einem bislang unbekannten Täter niedergeschossen worden. Passanten fanden den lebensgefährlich Verletzten am U-Bahn-Ausgang zur Rathausstraße. Der Mann hatte einen Leistendurchschuss und musste notoperiert werden.

Die Bahn hatte die Installation von Videokameras an den Bahnhöfen zuletzt von einer Finanzierung durch den rot-schwarzen Senat abhängig gemacht. Es sei bundesweit gängige Praxis, dass sich die Länder an der Überwachungstechnik beteiligten, teilte der Konzern mit. Insgesamt könnten für rund 1,5 Millionen Euro an 23 S-Bahnhöfen Kameras installiert werden. Für eine halbe Million Euro könnten zumindest die Tunnelstationen Anhalter Bahnhof, Nordbahnhof, Oranienburger Straße und Brandenburger Tor ausgestattet werden.

Die Sicherheit auf den Bahnsteigen sei Eigenaufgabe der Verkehrsunternehmen, betonte dagegen Wowereit. Dazu könne mehr Videoüberwachung – wie es sie bei der Berliner U-Bahn gibt – einen effektiven und zeitgemäßen Beitrag leisten. Die S-Bahn müsse ihre bisherige Blockadehaltung überdenken.

Der Grünen-Innenexperte Benedikt Lux forderte die beteiligten Akteure auf, den Streit beizulegen und stattdessen neue Verhandlungen aufzunehmen. Er sprach sich dafür aus, mehr Sicherheitspersonal einzustellen. Nach Angaben der Deutschen Bahn werden im Großraum Berlin rund 1.000 Mitarbeiter eingesetzt, die im Sicherheitsdienst, als Aufsichten und Ansprechpartner tätig sind. (dpa, dapd)