Facebook löscht gefälschte Konten

Der Facebook-Konzern will neuen Versuch der politischen Einflussnahme in den USA aufgedeckt haben

Facebook hat nach eigenen Angaben ausgereifte Versuche aufgespürt, mit denen die US-Politik vor den anstehenden Halbzeitwahlen im Kongress offenbar beeinflusst werden sollte. Wie das soziale Netzwerk am Dienstag mitteilte, wurden 32 Nutzerkonten und Seiten auf Facebook und Instagram gelöscht, weil sie an den koordinierten Versuchen beteiligt und offenbar gefälscht seien. Wer dahinterstecke, lasse sich noch nicht sagen. Es könnte aber Verbindungen nach Russland geben, erklärte Facebook. Unter anderem sei ein bekanntes Konto der 2016 involvierten russischen Trollfabrik Internet Research Agency zeitweise als Administrator einer der Seiten aufgetreten.

Der US-Konzern gab sich bedeckt. Er teilte nicht konkret mit, dass die Versuche darauf abgezielt hätten, die im November anstehenden Midterms zu beeinflussen. Der Zeitpunkt der verdächtigen Aktivitäten deutet aber darauf hin. Bei den Zwischenwahlen geht es unter anderem um alle Sitze im Repräsentantenhaus sowie ein Drittel der Mandate für den US-Senat.

Nachdem russische Akteure die US-Präsidentschaftswahl 2016 über soziale Netzwerke beeinflussten, hat Facebook diverse Gegenmaßnahmen ergriffen – etwa falsche Nutzerkonten gelöscht und die Verbreitung von Falschnachrichten über Faktenchecks verlangsamt.

In dieser Woche informierte der Facebook-Konzern offenbar bereits beide Kongresskammern über seine neuesten Erkenntnisse. Zuerst hatte die New York Times am Dienstag darüber berichtet.

„Das ist eine absolute Attacke auf unsere Demokratie“, sagte Senator Mark Warner, der ranghöchste Demokrat im Geheimdienstausschuss des Oberhauses. Es sei sehr wahrscheinlich, dass Russland dahinterstecke. Ein Sprecher für Senator Chuck Grassley sagte, eine gewisse Zahl russischer Akteure habe versucht, die Facebook-Plattform zu nutzen, um Falschinformationen zu verbreiten. Dies habe gezielt Nutzer getroffen, die mit der politischen Linken verbunden seien.

Die erste der Seiten auf dem Netzwerk wurde laut Facebook bereits im März 2017 erstellt. Mehr als 290.000 Nutzerkonten seien einer der gefälschten Seiten gefolgt. Die meisten Follower hatten demnach Face­book-Seiten mit Namen wie „Aztlan Warriors“, „Black Elevation“, „Mindful Being“ und „Resisters“. Diese Namen ähneln jenen Seiten, die 2016 von Russen eingerichtet worden waren, um Amerikaner mit bestimmter ethnischer, kultureller oder politischer Identität zu beeinflussen.

Die Seiten hätten zudem knapp 150 Werbeanzeigen im Wert von 11.000 Dollar (9.400 Euro) auf Facebook und Instagram geschaltet. Die erste davon sei im April 2017 erstellt worden, die letzte im Juni 2018. Facebook ergänzte, dass die Täter beim Verwischen ihrer Spuren diesmal vorsichtiger gewesen seien als diejenigen, die sich 2016 an der Beeinflussung der US-Politik versucht haben sollen. Diesmal seien beispielsweise verschlüsselte VPN-Verbindungen genutzt und Dritte bezahlt worden, um ihnen zugute kommende Werbeanzeigen zu schalten. (ap)