Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Ein schönes Update des Fantasy-Klassikers „Creature From the Black Lagoon“ drehte der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro mit seinem Film „Shape of Water“: Die stumme Elisa Esposito (gespielt von Sally Hawkins) lebt ein einsames Routineleben und arbeitet als Reinigungskraft beim US-Militär. Ihr Leben ändert sich, als sie in einem Labor eine in einem Wasserbassin angekettete Kreatur entdeckt: einen Kiemenmann vom Amazonas, den das Militär auf seine Tauglichkeit als Waffe testet. Elisa verspürt Mitleid, Sympathie, und schließlich Liebe – und es entsteht ein Plan, diese gequälte Kreatur zu befreien. Im Kern ist der abenteuerliche Liebesfilm auch eine Studie über Rollenmodelle, in der vor allem Elisas Gegenspieler, der rassistische und sexistische Sicherheitschef Strickland, nur ganz schlecht wegkommt (in OmU, 4. 8., 21.15., Pompeij-Freiluftkino).

Eines seiner traditionellen Themen behandelt Ingmar Bergman in dem 1978 entstandenen Drama „Herbstsonate“: die Beschreibung der Seelenzustände zweier Menschen in einer von Hassliebe geprägten Beziehung. Nach sieben Jahren Funkstille hat Eva (Liv Ullmann) ihre Mutter, die Konzertpianistin Charlotte (Ingrid Bergman), eingeladen, einige Wochen bei ihr in der norwegischen Provinz zu verbringen. Auf den ersten Blick könnten die beiden allerdings kaum verschiedener sein: Charlotte ist ein mondäner Star, Eva eine altbacken wirkende Pfarrersfrau mit Nickelbrille. In einer großen nächtlichen Auseinandersetzung, die Bergman fast ausschließlich in eindringlichen Großaufnahmen der Frauengesichter gestaltet, nivellieren sich diese Gegensätze. Evas Kälte und Grausamkeit, mit der sie Charlotte für jedes Unglück in ihrem Leben verantwortlich macht, ist dabei letztlich ein Spiegel der Oberflächlichkeit von Charlotte: Man ist sich doch nicht so unähnlich (2. 8., 22 Uhr, Babylon Mitte).

Eine vage autobiografisch inspirierte Coming-of-Age-Komödie um eine kulturbeflissene, egozentrische 17-Jährige schuf Greta Gerwig mit „Lady Bird“. Gerwig zeigt das Leben ihrer Protagonistin in schlaglichtartig hingeworfenen tragikomischen Szenen, die genau die richtige Mischung aus Nachdenklichkeit und schräg-verspieltem Humor besitzen. Größter Aktivposten ist dabei die wunderbare Hauptdarstellerin Saoirse Ronan, die ihre Lady Bird nach einigem Kampf mit sich selbst schließlich doch noch in eine erwachsene Christine verwandelt (OmU, 2.–8. 8., 19.15 Uhr, B-ware! Ladenkino, 2.–7. 8., 22 Uhr, Hackesche Höfe, 4. 8., 22 Uhr, 5. 8., 17 Uhr, 7. 8., 19.15 Uhr, 8. 8., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam, 4. 8., 7. 8., 22.45 Uhr, Tilsiter Lichtspiele).