Plutonia Plarre fragt sich, warum Hamburg alles besser kann. Kann es aber gar nicht: Freibäder schließen in Berlin und in Hamburg um 20 Uhr. Ätsch!
Da ist sie wieder, diese Frage. Immer wenn sich der Sommer über lange Strecken von seiner schönsten Seite zeigt, wird das Thema aufgeworfen. Warum sind die Berliner Freibäder abends eigentlich nicht länger auf? Die Kassen schließen um 19.00 Uhr, um 20.00 Uhr müssen alle Gäste das Bad verlassen haben. Bei Sonnenuntergang noch ein paar Bahnen ziehen? Eine traumhafte Vorstellung. Aber nix da in Berlin.
Dieses Jahr war es der CDU-Abgeordnete Stephan Standfuß, der die Diskussion eröffnete. Ob es aktuell Überlegungen gebe, die Sommerbäder bei schönem Wetter abends länger zu öffnen, fragte Standfuß die Senatsinnenverwaltung. Der unterstehen die Berliner Bäder Betriebe (BBB), die wiederum 17 Sommerbäder in eigener Regie betreiben.
So erwartbar die Frage war, so erwartbar fiel die Antwort aus: Eine Vielzahl der Sommerbäder habe bereits bis 20.00 Uhr (!!!) geöffnet. Eine Verlängerung darüber hinaus sei wegen der anschließenden Aufräum- und Reinigungsarbeiten nicht möglich. An gut besuchten Tagen dauerten diese Arbeiten bis zu zwei Stunden. Vor Sonnenuntergang müssten die Leute fertig sein, weil es kein künstliches Licht gebe.
Bei längeren Öffnungszeiten brauche man mehr Personal, ergänzt ein Sprecher der BBB. Das koste. Zudem hätten die Mitarbeiter nach 22 Uhr Anspruch auf einen Nachtzuschlag. Flutlichtanlagen müssten installiert werden und, und, und. Man kann sie schon auswendig, diese Litanei. Wie in den Vorjahren hätte man das Thema in die Tonne getreten, wäre da nicht ein Kenner norddeutscher Gefilde gewesen, der am Montag die Bemerkung in den Raum warf: „In Hamburg sind die Freibäder aber länger auf.“
Was? Wenn Hamburg das kann, was hindert Berlin? Wieder mal typisch, die selbstverständlichsten Dinge kriegen Senat und Bäderbetriebe nicht auf die Reihe. Stattdessen verschanzt man sich hinter Personalkosten. Aber diesmal wird man es ihnen zeigen, schwört man sich, und greift zum Telefon.
Hamburg hat halb so viele Einwohner wie Berlin. Was in der Hauptstadt die BBB sind, ist in Hamburg die Bäderland GmbH. Insgesamt werden von Bäderland 28 Bäder betrieben. Die Mehrzahl sind Hallenbäder, viele davon sind an sogenannte ganzjährige Freibäder angeschlossen. Egal ob Sommer oder Winter – das gesamte Bad habe bis 23 Uhr geöffnet, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel zur taz.
Freibäder, die nur im Sommer geöffnet sind, hat Hamburg laut Dietel allerdings nur sechs. Diese sechs Bäder sind es, die man bei einem Vergleich der Öffnungszeiten der Berliner und Hamburger Sommerbäder heranziehen müsse, bestätigt Dietel und erklärt: Wegen des schönen Wetters seien die Öffnungszeiten in den sechs Hamburger Freibädern um eine Stunde verlängert worden. „Statt um 19 Uhr machen wir jetzt um 20 Uhr zu.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen