unterm strich
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Am Wochenende hat das vierzehntägige Theaterfestival von Avignon begonnen. Der Festivaldirektor Olivier Py hat düstere Themen an den Anfang gesetzt, wie dpa berichtete. Die ersten Premieren handeln von Hass, Macht, Korruption, Gewalt und Terrorismus. Den Ton gab Frankreichs Regiestar Thomas Jolly mit „Thyestes“ an, einem der grausamsten Werke des römischen Dichters Seneca, das vom Kampf zweier Brüder um die Macht handelt. In einer spektakulären Inszenierung im berühmten Ehrenhof des Papstpalasts mit Chören und Lichteffekten auf der riesigen mittelalterlichen Fassade zeigt Jolly, wie Hass und Rachegelüste aus dem Menschen ein Monster machen. So wie Jolly gehört auch Julien Gosselin zu den Regiestars Frankreichs. In „Joueurs, Mao II, Les Noms“ hat er drei Romane von Don DeLillo verarbeitet. Sein achtstündiges Stück dreht sich um Terrorismus, Fremdbestimmung, Manipulation des Menschen.

Olivier Py hat „Pur présent“ inszeniert. In der zeitgenössischen Tragödie fragen sich seine Protagonisten: Wie kann man in der heutigen Welt würdig leben? Wie oft bei Py steht die Kritik am Kapitalismus im Mittelpunkt. Ein Teil des Werks spielt in einem Gefängnis. Dabei kommt es zwischen einem Gangsterboss und einem Seelsorger zu einer Art Klassenkampf.

Die Produktion „Au-delà de la forêt, le monde“, die jetzt am Wochenanfang läuft, handelt von der Flüchtlingskrise in Europa. Im Mittelpunkt steht die Geschichte des Jungen Farid, der zusammen mit seinem Bruder aus Afghanistan nach England flüchtet. Die Odyssee führt den Zwölfjährigen nach Nordfrankreich in das Migranten-Zeltlager „Dschungel von Calais“, das 2016 geräumt und geschlossen wurde.