Feiern mit der Polizei

Schanzenfest morgen ist nicht angemeldet. Anwohner wollen Unabhängigkeit demonstrieren

Wenn morgen Vormittag die Bewohner des Schanzenviertels Flohmarkt- und Informationsstände aufbauen, dann sind das keine Vorbereitungen für ein herkömmliches Straßenfest. Das Schanzenfest soll politisches Widerstreben zum Ausdruck bringen: Protest gegen Sozialabbau und Ausgrenzung statt kommerzieller Fressmeile, so lautet der Anspruch. Unter dem Motto „Never Mind The System“ richtet sich das diesjährige Fest vor allem gegen das Hotel im Wasserturm.

„Wir wollen ein Straßenfest, das nicht so durchkommerzialisiert ist wie alle anderen“, sagt denn auch ein Viertelbewohner zur taz. Um ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren, haben die Organisatoren das Fest – wie auch im letzten Jahr – nicht polizeilich angemeldet. „Wir wissen nicht, ob die Polizei das Schanzenfest akzeptiert“, so der Anwohner, „oder ob sie massiv eingreifen wird.“

Konfrontationen zwischen Polizei und Schanzenfestbesuchern sind inzwischen schon beinahe Tradition geworden. Im letzten Jahr waren 530 Beamte im Einsatz – unter anderem, um mit Wasserwerfern gegen ein brennendes Sofa vorzugehen sowie gegen unbeteiligte Personen.

Aus Protest gegen das geplante Musical-Theater in der Roten Flora hatten die Schanzenbewohner das Fest erstmals 1988 veranstaltet. Das Schanzenfest beginnt morgen um 12 Uhr, ab 23 Uhr wird in der Roten Flora weitergefeiert. KA