BRAINSTORM

Sie hat einen schlechten Ruf, die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Zumal im protestantisch besetzten Bremen. Dabei haben die Katholiken sich redlich bemüht: Vor 50 Jahren, am 11. Oktober 1962, eröffnete Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil. Bis 1965 debattierten Bischöfe und Kardinäle im Petersdom, wie stark sich die Kirche an weltliche Profanitäten anpassen sollte. Nicht abgeschafft wurde das Zölibat, weitreichend hingegen war die Reform der Liturgie: Dafür, dass die Messe nicht mehr nur auf Latein gefeiert wurde und das Volk in seiner Sprache mitbeten darf, stritt damals manch reformorientierter Kardinal mit einer Rede in lateinischer Sprache. Was das II. Vaticanum heute noch bedeutet, erklärt der Theologe Helmut Rolfes in seinem Vortrag „50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil. Ein Ereignis der Vergangenheit oder der Anfang vom Anfang?“ um 19.30 Uhr im Willehadsaal in der Alten Post, Domsheide 15.

Selbst nach weitreichenden Reformen wäre Karl Marx wohl nie ein Freund der Kirche geworden – war für ihn die Kritik der Religion doch die „Voraussetzung aller Kritik“. Dennoch findet seine Theorie mittlerweile Anerkennung selbst von zweithöchster Stelle (in den Schriften des Vicarius Iesu Christi). Warum nicht mal mehr der Papst an Marx’ Analysen vorbeikommt, kann auf einem Seminar mit Valeria Bruschi und Antonella Muzzupappa zur „Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie“ erfahren werden, von Samstag bis Sonntag im Infoladen in der St. Paulistraße 10, nach Voranmeldung unter talpe@gmx.net.

Bevor die Kirche einsah, dass die Welt keine Scheibe ist, stellten Seefahrer dies empirisch fest. Über „Kolumbus, Da Gama, Magellan“ und die „Veränderung eines europäischen Weltbildes zu Beginn der Neuzeit“ spricht der Historiker Ulrich Knefelkamp am 16. 10. ab 20 Uhr im Haus der Wissenschaft.  JPB