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Fahren ohne Fahrer

Pilotprojekt für vollautomatisierte S-Bahn-Strecken startet in Hamburg auf der S21 nach Bergedorf

„Es ist der größte technologische Wandel seit Jahren“

Ronald Pofalla, Deutsche Bahn

Von Sven-Michael Veit

Angeblich hat es nur Vorteile. Zuverlässiger, häufiger und sicherer sollen Hamburgs S-Bahnen werden, wenn sie ohne Fahrer fahren. Um herauszufinden, ob das wirklich stimmt, bekommt Hamburg die erste vollautomatisierte Bahnstrecke in Deutschland. Ab 2021 sollen die S-Bahnen zwischen Berliner Tor und Bergedorf sowie Aumühle im Sachsenwald digital betrieben werden. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung haben am Donnerstag im Rathaus Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), DB-Vorstand Ronald Pofalla und Siemens-Vorstand Roland Busch unterzeichnet.

„Ein automatisierter Bahnbetrieb hat viele Vorteile“, sagte Busch: „Auf derselben Strecke können bei höherer Kapazität deutlich mehr Personen befördert werden, der Energieverbrauch sinkt, und die Kosten für den Betreiber sinken ebenfalls, zum Beispiel durch optimierte Fahrprofile.“ Pofalla schwärmte: „Mit diesem Projekt werden wir intelligente und klimafreundliche Verkehrsnetze entwickeln, wie wir sie insbesondere in den Großstädten künftig brauchen.“

Der 23 Kilometer lange Streckenabschnitt der S-Bahn-Linie 21 zwischen den Stationen Berliner Tor und Bergedorf/Aumühle im Osten der Stadt soll jetzt für das hochautomatisierte Fahren technisch eingerichtet werden. Dazu werden vier Fahrzeuge der Baureihe 474 ausgerüstet. Der Fahrer solle zunächst für Betriebsstörungen oder Gefahrensituationen an Bord bleiben, sagte Pofalla. Außerhalb des digitalisierten Streckenabschnitts soll er den Zug wie bisher weitersteuern.

Durch die Technologie soll das Fahren auf automatisierten Strecken um rund 20 Prozent enger getaktet werden können. Ziel ist es, Bahnen im 90-Sekunden-Takt in die Stationen einfahren zu lassen, was sieben Züge binnen zehn Minuten ermöglichen würde. „Das schauen wir uns mit dem Pilotprojekt genauer an“, sagte S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke. Gleichartige Projekte verfolgt die Hamburger Hochbahn bei Bussen und U-Bahnen.

Bürgermeister Tschentscher hofft, dass die Strecke im Oktober 2021 zur Verfügung steht. Dann findet der Weltkongress für Intelligente Transportsysteme in Hamburg statt. „Hamburg ist“, freut sich Tschentscher schon jetzt, „auf dem Weg zur Modellstadt für moderne Mobilität.“

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