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Studie Internetnutzung RusslanddeutscherRussisch-deutsche Identität im Netz

Russische soziale Netzwerke sind auch in Deutschland sehr populär. Ihre Nutzung ist wichtig für die Identitätsstiftung postsowjetischer MigrantInnen.

Sieht aus wie Facebook, ist aber das russische Netzwerk VKontakte Foto: imago/ITAR-TASS

Seit der letzten Bundestagswahl wird wieder viel über die Frage der Identität von Russlanddeutschen diskutiert. Die AfD wurde in Medien als Lieblingspartei der Spätaussiedler bezeichnet und es gründeten sich eigene Interessenvertretungen. Doch sind das nur Einzelfälle? Wie verhalten sich ZuwanderInnen aus postsowjetischen Ländern in sozialen Netzwerken?

Tatiana Golova vom Zentrum für osteuropäische und internationale Studien (ZoiS) in Berlin hat sich diesen Fragen in einer Studie gewidmet. Das von ihr geleitete Projekt „Postsowjetische Migranten in Deutschland und transnationale Öffentlichkeiten auf Social Media“ beschäftigt sich damit, wie sich unter Beteiligung postsowjetischer MigrantInnen in Deutschland russisch-deutsche Öffentlichkeiten mittels sozialer Medien bilden.

Zwischen 2016 und 2017 führte Golova gemeinsam mit Gwendolyn Sasse qualitative Interviews mit ZuwanderInnen aus Russland, der Ukraine und Kasachstan. „Dabei ging es speziell darum, wie diese Personen transnationalen Medienkonsum und persönliche Beziehungen verbinden“, sagte Golova am Dienstagvormittag bei der Vorstellung ihres Reports im ZoiS.

Die Interviews zeigen, dass sogenannte Internet Communication Technologies (ICTs) eine wichtige Rolle für Kommunikation, Informationsaustausch und Identitätstiftung unter den MigrantInnen spielen. Russische soziale Netzwerke wie VKontakte oder Odnoklassika, die ähnlich wie Face­book funktionieren, sind auch in Deutschland sehr populär. VKontakte liegt auf Platz 20 der meistbesuchten Webseiten in Deutschland.

Für die Studie wurden öffentliche Gruppen auf VKontakte ausgewertet

Für die Studie wurden Netzwerke von öffentlichen Gruppen auf VKontake rekonstruiert und ausgewertet. Dazu gehören sowohl lokale Vernetzungsgruppen, Gruppen von Landsleuten, als auch politisierte Gruppen, die sich speziell an postsowjetische MigrantInnen wenden. Bei diesen handelt es sich zum größten Teil um rechtspopulistische Gruppen wie zum Beispiel „Freunde der AfD“, aber auch solche, die der Linken nahestehen, wie die Gruppe „Sahra Wagenknecht – zukünftige Kanzlerin Deutschlands“.

Die Identifizierung der Quellen ist oft schwierig

Die Posts in den Gruppen wurden über längere Zeiträume hinweg und mit Fokus auf bestimmten Themen, wie dem Euro­maidan und dem Beginn des Kriegs in der Ostukraine, analysiert. Dabei spielt auch die Frage nach politischen Loyalitäten eine Rolle. Beide Ereignisse seien entscheidend für die Identitätsfrage der postsowjetischen MigrantInnnen.

Die Analyse zeigt, dass es Ansätze für stabile kommunikative Verdichtungen zwischen den Gruppen gibt und dass diese auch transnational geprägt sind. Die Netzwerke werden sowohl von politischen Ereignissen in Deutschland als auch im postsowjetischen Raum beeinflusst. So gibt es beispielsweise postsowjetische politische Gruppen, die in der Ukraine-Krise die Position des russischen Staats vertreten und inhaltlichen Einfluss auf Gruppen im „deutschen Segment“ von VKontakte ausüben.

Das Teilen von Posts führe dazu, dass die Identifizierung der Quellen oft schwierig sei, so Golova. Dabei sei auffällig, dass Inhalte oft direkt von Seiten wie beispielsweise der rechtsradikalen Seite Anonymous oder dem rechtspopulistischen Magazin Compact übernommen werden, während klassische Medien nur marginal auftauchen.

Dieses Phänomen betrifft politische Randgruppen auf beiden Seiten des politischen Spektrums. „Auffallend sind auch die inhaltlichen Überschneidungen zwischen rechten Akteuren in Deutschland und bestimmte Sektoren, die der Partei Die Linke nahestehen“, so Golova. Dies betrifft besonders Inhalte mit proseparatistischer oder auch prorussischer Haltung zum Krieg in der Ukraine.

Eine genaue Betrachtung der geteilten Inhalte zwischen den Netzwerken, die sich auf postsowjetische MigrantInnen fokussieren, soll in der nächsten Runde der Studie durchgeführt werden.

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