Ein netter Scherz

Fußball-Rechte: Kriegt Premiere nach der Champions League nun auch die Bundesliga? Sportminister Schily: „Fußball muss im Free-TV bleiben“

VON STEFFEN GRIMBERG

Zu dumm. Da treffen sich auf der Medienwoche Berlin-Brandenburg schon mal Sportminister, Fußballgranden und Senderchefs, um den WM-Taumel direkt im Olympiastadion zu proben. Doch dann macht ihnen ein Flitzer einen Strich durch die Rechnung: Premiere-Chef Georg Kofler. Sein Durchmarsch bei der Champions League, für die Premiere neben den Pay- auch gleich die Free-TV-Rechte gekauft hat, nebst der Ankündigung, bei den im Herbst anstehenden Verhandlungen Gleiches auch in Sachen Bundesliga einsacken zu wollen, wirbelt die Regie durcheinander. Ja, für die WM ist man gut gerüstet. Aber was bitte wird nun aus der Bundesliga?

Doch Kofler hatte kurzfristig abgesagt und zur Runde mit FC-Bayern-Chef Kalle Rummenigge, WDR-Intendant Fritz Pleitgen sowie Franz Beckenbauer seinen neuen Vorstand für Sport und New Business geschickt: Hans Mahr. „Ein Spiel im Free-TV für jeden deutschen Verein in der Champions-League-Vorrunde“ verspricht der ehemalige RTL-Informationsdirektor. Ob auf einem neuen Kanal oder durch Übernahme eines schon bestehenden, muss sich zeigen. „Von Tele 5 bis XXP – alles ist möglich.“

13 der 25 Begegnungen will Premiere laut Vertrag mit der Uefa frei empfangbar zeigen. Und Rummenigge, der am Mittwoch der Abofernseh-Plattform noch vorwarf, die Fans „in erpresserischer Weise zu Abos gezwungen“ zu haben, drehte bei: Er hätte an Premieres Stelle genauso gehandelt. Schuld ist jetzt die Uefa, die sei ihrem „Diktatorenwesen“ verfallen und hätte über die Köpfe der Klubs hinweg vollendete Tatsachen geschaffen. Die Uefa solle ihr Motto „We care about Football“ besser in „We care about Cash“ ändern, die Vereine seien sauer, „Mitsprache findet nicht mehr statt“, sagt Rummenigge, der bei der Bundesliga die TV-Einnahmen von derzeit rund 300 auf mindestens 500 Millionen Euro steigern will. „Natürlich wollen wir mehr Geld. Und das werden wir kriegen. Ob von Premiere oder ob wieder ein weißer Ritter durchs Isartor reiten wird, muss man sehen.“ Der weiße Ritter ist schon da und für alles bereit: „Wir werden am Ball bleiben und uns nicht rausdrücken lassen“, sagt Fritz Pleitgen, die ARD setze auf „das Markenzeichen ‚Sportschau‘ – für uns und das Publikum.“ ARD-Programmdirektor Struve, der laut über eine Bietergemeinschaft mit Premiere nachgedacht hatte, wird abgewatscht: „Wer Struve kennt, weiß, dass das ein netter Scherz war“, so Pleitgen.

Klar ist immerhin: Die Rechte für die Fußball-Bundesliga werden separat für frei empfangbares Fernsehen, Pay-TV und Internet ausgeschrieben. Premiere will die TV-Rechte komplett erwerben, um dann mit einer möglichst späten Zusammenfassung im Free-TV die Attraktivität seiner Bezahlkanäle zu erhöhen. „In keiner europäischen Liga gibt es schon um 18.10 Uhr eine Zusammenfassung im Free-TV“, so Mahr mit Blick auf die samstägliche „Sportschau“. Und einen von Premiere favorisierten 22.00-Uhr-Termin „kann man sich gewöhnen“. Zumal ihn das ZDF-„Aktuelle Sportstudio“ ja ohnehin längst bietet. Kann man nicht, kontert Pleitgen: „Das würde völlig gegen die Gewohnheiten des Publikums gehen.“

Doch halt, da war doch noch der Sportminister. Mit einer höflich als Bitte verpackten Drohung: „Fußball ist Volkssport. Und muss im Free-TV bleiben“, sagt Otto Schily (SPD). Bleibt die Frage: 18.00 oder 22.00 Uhr?