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Ist Glück langweilig?

Deutschland (18) – die wöchentliche Kolumne aus der Republik von Henning Kober. Heute: Vom Auftauchen

Am Abend werden alle Kinder. Die letzte Lufthansa von Köln nach Berlin: Es gibt noch Männer und auch einige Frauen, die Geschäfte machen. Schwarze Anzüge, bunt glänzende Krawatten, identische Laptoptaschen. Zackige Griffe verstauen Handgepäck, starres Grinsen. Zwischen all denen fühle ich mich sehr angeschwitzt und verstaubt aus dem usbekischen Irgendwo. Wir heben ab, und am Horizont leuchtet der letzte Streifen Abendrot über dem Land im Schatten.

Neben mir ein Mann im weißen Jil-Sander-Anzug, liest lachend ein Satiremagazin, und eine Frau, bei deren Anblick mir der Name „Gerda Hasselfeldt“ einfällt. Auf was das Gehirn alles so kommt. Landen wir dann schon und ich bin bald zu Hause.

Die Wohnung ist verdammt leer, rufe Dominic an, aber er hört nicht zu, hat den ganzen Tag an schweren Maschinen geschichtet. Alexis ist verschollen. Und Valtin sagt: „Glück ist so langweilig.“ Da merke ich den Effekt der Ferne. Wäre jetzt gerne wieder in Kabul, bei einem Tee unter der Spiegeldecke im Mustafa-Hotel.

Bestelle eine Pizza, die nie geliefert wird. Schaue CNN und lese die Nachrichten. Sehe Bilder aus New Orleans und schäme mich für Jürgen Trittin. Was der in der Frankfurter Rundschau geschrieben hat, ist peinliche Wahlkampfwerbung und klingt, als würde er Eltern, die um ihren verunglückten Sohn trauern, am Grab auf die Gefahr von Motorrädern hinweisen.

Fahre runter und kaufe Dosenbier bei dem tollen Türken, der sich konsequent dem Dosenpfand verweigert. Rufe dann noch mal Valtin an. Er gibt schnell zu: „Die Stadt vergiftet mich“, und wir wetten um eine Flasche Jimmy B., ob Angela Merkel am Sonntag zu Gerhard Schröder sagt: „Ich werde mir von Putin jedenfalls kein Kind schenken lassen.“

Steh dann irgendwann vorm Spiegel und überlege, was mit dem Bart in meinem Gesicht werden soll.

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