SOUNDTRACK

Ob es eine Band in besonderem Maße auszeichnet oder charakterisiert, wenn der Papa eines Mitglieds zum Beispiel „With A Little Help From My Friends“ von Joe Cocker aufgenommen und damit nicht geringe Schuld auf sich geladen hat, soll mal dahingestellt sein. Im Fall der englischen Band The Big Pink muss man aber sagen: Diese musikalischen Wurzeln sind Gott sei Dank ordentlich und erfolgreich beschnitten worden. Stattdessen bewegt sich das multi-instrumentale Duo gekonnt im Windschatten der wieder akuten 80er Jahre und verknüpft gemäßigten Manchester-Rave mit düsterem Shoegazer-Sound, um schließlich wie eine runderneuerte, geglättete und poppige Erscheinung zwischen „The Jesus and Mary Chain“, „OMD“ und frühen „U2“ hell aufstrahlen. Ihr im September erschienenes Debütalbum „A Brief History of Love“ greift nach eigenen Angaben alle Aspekte der Liebe auf, auch in dieser Hinsicht werden also alle Register gezogen. Do, 29. 10., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 Manche Bands sind einfach nur da. Sie erleben keinen rasanten Aufstieg, keinen kreischenden Hype, keinen kaum noch registrierten Absturz inklusive zehn Jahre später einsetzender Revival-Aktivitäten. Stattdessen bewegen sie sich wie ein Chamäleon durch die allgemeinen Aufgeregtheiten und können dann irgendwann in großer Würde ihren 30. Geburtstag begehen. Eine dieser höchst seltenen Exemplare sind die holländischen The EX, einst im Verbund mit „Chumbawamba“ die großen Lieblinge der europäischen Hausbesetzer, der linken Künstler, der anarchistischen Avantgardisten. Heute ein sicheres Zeichen dafür, dass nach dem Ende der großen Träume nicht jede Idee platzt. Und so sind „The Ex“ bis heute ein inhaltlich klar konturiertes und musikalisch außerordentlich agiles Kollektiv geblieben, das in den letzten Jahren Kollaborationen mit so unterschiedlichen Künstlern wie „Brader“, „Sonic Youth“ und Tom Cora einging und dabei jedes Mal runderneuert, frisch und verwegen klang. Als seien sie eine neue Band, die sich einen Teufel um Konventionen schert. Jetzt zum Beispiel wurde ein neuer Sänger gecastet, der der Sohn dieser großen alten Herren und Dame der kulturellen und politischen Subversion sein könnte. Mi, 4. 11., 21 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5 NILS SCHUHMACHER