Deutschland gerät in den Strudel der Eurokrise

KONJUNKTUR Weil Partnerländer in die Rezession taumeln, sinkt das Wachstum hierzulande deutlich

BERLIN dapd | Die Bundesrepublik Deutschland gerät in den Sog der Eurokrise: Die einheimische Wirtschaft wird nächstes Jahr nur noch halb so schnell wachsen wie bisher erwartet. Auch ist die günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt vorerst gestoppt. Zu diesem Schluss kommen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Herbstgutachten. „Daher wird die konjunkturelle Expansion vorerst schwach bleiben und erst im Verlauf des kommenden Jahres wieder leicht anziehen“, erklären die Institute.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, forderte unterdessen Europa eindringlich zum Handeln auf, um die Schuldenkrise zu lösen. „Es muss mehr und schneller geschehen“, sagte sie in Tokio. Das globale Wachstum stagniere und brauche Anreize.

Die Ökonomen prognostizieren in ihrem Herbstgutachten für Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent in diesem und von 1,0 Prozent im nächsten Jahr. Im Frühjahr waren die Institute noch von einem Plus von 0,9 Prozent 2012 und 2,0 Prozent 2013 ausgegangen. Neben der sich eintrübenden Weltkonjunktur habe die andauernde Unsicherheit über die Zukunft des Euroraums den Geschäftserwartungen der Unternehmen zugesetzt, schreiben die Wirtschaftsforscher.

Um die Tragfähigkeit der Schulden im Euroraum in Zukunft zu gewährleisten, sollte die Möglichkeit einer geregelten Staatsinsolvenz in Europa eingeführt werden, sagte Kai Carstensen vom Ifo-Institut in München. Im Falle Griechenlands sei bereits im Frühjahr klar gewesen, dass das Land insolvent sei – trotz schmerzlicher struktureller Reformen. „Wir vermuten, dass Griechenland nicht zu retten ist“, sagte Wirtschaftsforscher Scheide. Er plädierte aber dafür, vor weiteren Schritten erst den nächsten Bericht der Troika aus EZB, Europäischer Union und IWF abzuwarten.