LESERINNENBRIEFE
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Keine einseitigen Untersuchungen

■ betr.: „Der Kritiker der Israel-Kritiker“, taz vom 22. 10. 09

In ihrem Artikel vermittelt Susanne Knaul, indem sie unseren Gründer Robert Bernstein zitiert, den Eindruck, dass Human Rights Watch Menschenrechtsverletzungen im Nahen Osten einseitig untersucht. So erwähnt der Beitrag nicht, dass Human Rights Watch ausführlich Verletzungen des Kriegsrechts dokumentiert hat, die von beiden Seiten in den kriegerischen Konflikten begangen wurden, die Israel in den letzten Jahren geführt hat. Bernstein spricht sich für einen Doppelstandard aus und möchte unterscheiden zwischen „offenen Gesellschaften“ und „geschlossenen Gesellschaften“. Nur Menschenrechtsverletzungen in „geschlossenen Gesellschaften“ zu untersuchen, wie er vorschlägt, würde jedoch fatale Folgen für die Glaubwürdigkeit jeder Menschenrechtsorganisation haben. Als er diese Position unserem Vorstand im April vortrug, wurde sie einstimmig abgelehnt. Natürlich finden auch in offenen Gesellschaften Menschenrechtsverletzungen statt, wie wir kürzlich in den USA am Beispiel Guantánamo und Abu Ghraib sehen konnten. Beide Fälle hat Human Rights Watch heftig kritisiert. Zu dem Vorwurf gegen die Leiterin unserer Nahostabteilung, Sarah Leah Whitson: Human Rights Watch bemüht sich nicht um Spenden, um israelfeindliche Gruppen zu unterstützen, wie wir auf unserer Homepage bereits klargestellt haben. MARIANNE HEUWAGEN, Direktorin des Deutschland-Büros

Human Rights Watch, Berlin

Zumutungen für die BürgerInnen

■ betr.: „Das will die schwarz-gelbe Regierung“, taz vom 26. 10.09

Die Schwarzen und die Gelben haben einige Nächte miteinander verbracht. Und geboren wurde ein ziemlich krankes Kind, nämlich ein Papier, in welchem niedergeschrieben steht, was diese traurige Koalition ihrer Klientel zumuten kann, nämlich nichts, und was den Bürgern, nämlich allerhand: Die Atomindustrie, die Waffenindustrie, die Bauern, die Automobilindustrie, die Bundeswehr, die Spekulationswirtschaft, die Mineralölwirtschaft, die Banken usw. bekommen mehr, die Bürger bekommen irgendwann einmal ein bisschen Steuern erlassen, und so Gott will, wird das Kindergeld höher, aber die Sozialbeiträge (Krankenkassen-, Pflegeversicherungsbeiträge unter anderem) werden steigen, die Ausgaben für Lehrer werden gesenkt, an den Universitäten wird nur noch geforscht, was die Industrie bezahlt, Kindergartenplätze für alle bleiben in weiter Ferne, die Bankgebühren steigen, Gen-Essen wird legalisiert, Strom und Gas wird wohl teurer, die Verbraucher werden weiterhin veräppelt: das Herstellungsdatum von Lebensmitteln bleibt weiterhin ein Geheimnis. Der große und der kleine Lauschangriff werden bleiben, solange Schäuble in der Regierung ist, und der Afghanistankrieg wird auch nicht beendet, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung dies wünscht.

WOLFGANG WURTZ, Oldenburg

Bedrohliches Machtgefüge

■ betr.: „Postbank verprellt Kunden“, taz vom 27. 10. 09

Ist man eigentlich in dieser Republik vor nichts mehr sicher? Postbank ermöglicht Datenmissbrauch, damit die Finanzberater ihren Aufgaben nachgehen können. Angenommen, ich habe 10.000 Euro auf meinem Girokonto, dann steht der Finanzberater auf meiner Matte, um mir ein „günstiges“ Angebot zu unterbreiten! Was mich aber viel mehr verärgert, ist die Tatsache, dass er jederzeit wissen kann, wann ich meinen Enkeln zum Geburtstag oder zu Weihnachten wie viel habe zukommen lassen, was ich für meinen Arzt an Vorkasse überweisen muss, Versicherungsbeiträge, Mieten und Telefon usw. usw. Da weiß ein Mensch Dinge über mich, von denen ich nicht will, dass er sie weiß. Solch ein gigantischer Missbrauch – damit die Finanzberater ihre Geschäfte machen können. Mittlerweile empfinde ich all diese Machtgefüge als bedrohlich. INGE NAUJOKS, Krefeld

Ein bisschen fassungslos

■ betr.: „Voller Stärken, voller Schwächen“, taz vom 27. 10. 09

Welcher Journalist würde wohl so von einer Pressekonferenz des Bischofs berichten: „Bischof Wolfgang Huber kam in einem grauen Anzug mit weinroter Krawatte und dunklen Schuhen, was gut mit seinem graumelierten Haaren harmoniert. Er wirkt nicht groß, fast zerbrechlich. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben seinem Gesicht die Jugendlichkeit geraubt. Nur wenn er lächelt, ist das alte Strahlen noch da.“ Dass Sie in genau diesem Stil über Bischöfin Käßmann berichten, macht mich ehrlich gesagt ein bisschen fassungslos. SUSANNE PAUL, Vorsitzende des Konventes evangelischer Theologinnen, Hannover