Sommer der großen Schritte

Liebe Genossinnen und Genossen,

Foto: Anja Weber

für die taz ist der Sommer 2018 der Sommer der großen Schritte.

Die taz ist auf dem Weg in ihr neues Haus und zu einem neuen Gleichgewicht der Finanzierung unserer publizistischen Arbeit. Die Konstante dabei, sind Sie, liebe Genossinnen und Genossen.

Die Zukunft der taz ist die Zukunft demokratischer Publizistik in diesem Land. Und diese demokratische Publizistik hängt daran, dass die Leserinnen und Leser und Sie, liebe Genossinnen und Genossen, die Arbeit im Weinberg der Demokratie tragen und die Weiterentwicklung der taz unterstützen.

Das tun Sie mit Ihrem Abo, egal ob Print oder Online, das tun Sie mit Ihrer Spende beim einzigartigen Finanzierungsmodell „taz zahl ich“, das tun Sie als alte und genauso als brandneue Genossinnen und Genossen. Und das tun Sie natürlich auch mit Ihrer Hilfe bei der Finanzierung des neuen taz Hauses.

Wir wollen in den kommenden Wochen die 18.000 Genossin/den Genossen erreichen. Und die taz zieht in die neue Zentrale der demokratischen Publizistik. Das taz Haus.

Das neuen Haus gibt den tazzlern nicht nur die Möglichkeit, wieder unter einem Dach zu arbeiten, es eröffnet Räume für neue Arbeitsformen und eine neue Vernetzung mit Ihnen, mit Leserinnen und Lesern und der politischen Öffentlichkeit.

Wie wichtig diese demokratische Aufgabe ist, kann ich Ihnen als Journalist, der sich auch mit den Finanzmärkten beschäftigt, an der taz vom 29. Mai deutlich machen.

Die Schlagzeile lautete „Basta!“ Sergio Mattarella, der italienische Präsident, dessen Bruder einst von der Mafia erschossen wurde, hatte entschieden, einen erklärten Euro-Gegner nicht als Finanzminister in der neuen Regierung zu akzeptieren.

Er hatte das Recht dazu. Und die Frage, was ein Euro-Gegner als Finanzminister Italiens an Unheil anrichten kann, hatten die Zocker an den Finanzmärkten zu Beginn der Woche aufscheinen lassen.

Aber ist der Tumult an den Finanzmärkten wichtiger als der erklärte politische Wille des italienischen Volkes? Die taz debattierte auf ihrer Seite 1 genau diese entscheidende Frage. Die Antwort ist natürlich nein. Und trotzdem konnte Auslandsredakteurin Eva Oer die Entscheidung Mattarellas richtig finden. Der Präsident dürfe Italien vor einer Spontanprovokation durch eine solche Koalition schützen, schließlich sei der Wahlkampf ja nicht um die Rolle des Euro oder gar den Austritt aus dem Euroraum geführt worden. Zudem könne die Koalition ja einen anderen Finanzminister benennen.

Auslandschef Dominic Johnson befand, es sei eine demokratisch nicht kluge Entscheidung, wenn der Präsident den vermeintlichen Wählerwillen, der in dem Kabinettsvorschlag für den Euroskeptiker zum Ausdruck kommt, verhindert. Das Ergebnis müsse doch sein, dass die ungeliebte Koalition einen neuen Kandidaten benennt, nicht eine technokratische Regierung

Ich war an dem Morgen so stolz auf diese Seite 1 der taz! Und noch stolzer wurde ich in den Tagen darauf, als im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine alarmistische Berichterstattung die Frage wie demokratische Willensbildung angesichts zockender Märkte tatsächlich aussehen kann, nicht mehr thematisierte, als zugunsten der Märkte entschieden darstellte. Liebe tazler, ihr seid großartig!

Deswegen: Ihr müsst, ihr werdet im Alltag, und das heißt künftig vor allem im Netz, mit dieser Klugheit den Weg in eine demokratische publizistische Zukunft finden. Ihr werdet mit dem Haus einen Punkt für die demokratische Öffentlichkeit machen.

Und wir, liebe Genossinnen und Genossen, halten euch Arbeitern im Weinberg der Demokratie dafür den Rücken frei. Werden Sie Genossin, werben Sie Genossen! Bis demnächst im neuen Haus!

Hermann-Josef TenhagenAufsichtsrat der taz Genossenschaftund Chefredakteur der Zeitschrift Finanztip