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wortwechselDer Widerspruch hat viel für sich …

Pauschalurteil über Menschengruppen, Hausfrauenleben in der Mittelschicht arg gelobt, dem ifo Institut Falsches zugeschrieben, Irrung bei der Gartenmelde. So nicht!

Weißes Wölkchen, schwarze Nachricht? Foto: Endai Huedl/fStop/Fotofinder

Stereotyp abgewertet

„Erkaufte Empathie“, taz vom 12. 6. 18

Ossis können nicht diskriminiert werden, denn sie sind ja selbst Rassisten: So lassen sich Anetta Kahanes Überlegungen zusammenfassen. Minderheiten im Osten ging es nicht gut, und deshalb können Ossis keine Minderheit sein. Was macht Kahane mit der Tatsache, dass es Minderheiten in vielen Herkunftsländern von Flüchtlingen auch nicht gut geht?

Den im Untertitel versprochenen „groben Denkfehler“ im Vergleich zwischen Ossis und Migrant_innen bleibt sie schuldig. Mit Naika Foroutans Studien, auf die sie angeblich eine Replik verfasst, setzt sie sich nicht auseinander, sondern nur mit deren Rezeption in Zeit und Spiegel.

Wer sich die Mühe eines Blicks in Foroutans Texte macht, wird auf interessantere Überlegungen und tatsächliche Befunde hingewiesen. Zum Beispiel dazu, was es mit Menschen macht, wenn sie immer wieder stereotyp abgewertet und wenn individuelle Differenzen geleugnet werden – der Rassismus bei Ostdeutschen, die Homophobie bei Muslimen.

Wie kann es sein, dass die Vorsitzende einer Stiftung für Zivilgesellschaft und demokratische Kultur einen Text verfasst, der vor Diskriminierungen und peinlichen Verallgemeinerungen nur so strotzt? Ossis als vulgär-antiimperialistische Kleinbürger, bei denen eine ganze „Generation“ „bis auf die Knochen“ passiv-aggressiv ist, und dies „bedingt durch Wendeschock und DDR-Erziehung“, ohne jede Individualität und Differenzierung – meinen Sie das ernst?

Und damit verbunden: Ist irgendeine andere Bevölkerungsgruppe und irgendein anderes Thema denkbar, über die beziehungsweise das in der taz derartig abwertend und unsachlich geschrieben werden darf? Ulrike Müller, Berlin

Lieber Mensch

„Gendersternchen auf dem Prüfstand“, taz vom 6. 6. 18

Ich habe mich gefragt, ob dieser recht umfangreiche Text ganz ernst gemeint war. Wie wäre es für Personen, für die weder die Anrede Herr noch Frau passen, mit „Sehr geehrte Person“ oder „Lieber Mensch“? Und das Lehrerbeispiel hat die deutsche Sprache doch auch schon lange gelöst mit „Lehrkraft, Lehrkräfte“ oder „Lehrkörper“. Dieter Rödder, Nürnberg

Beste Werbung für AfD

„Die Macht der Bilder“, taz vom 28. 5. 18

Sogar eine Demonstration von nur 5.000 AfD-Anhängern schafft es in zahlreichen deutschen Presseorganen auf die erste Seite. Mich erinnert das an die wöchentlichen Demonstrationen der letzten Jahre gegen den Flughafenausbau am Terminal 1 in Frankfurt am Main, die monatelang, Jahre, eine Größenordnung von ein paar Tausend Teilnehmern hatten, die es aber nicht viel öfter als zweimal im Jahr auf die fünfte Seite eines Frankfurter Lokalblattes schafften.

Während nicht nur die Grünen vor dreieinhalb Jahrzehnten bei ihren ersten Einzügen in die Parlamente, sondern auch später die Linke noch nicht einmal zu den Elefantenrunden nach der Wahl eingeladen wurden, macht man um die AfD ein öffentliches Bohei. Berücksichtigt man die Nichtwähler, dann repräsentiert die AfD einen Zuspruch in der Bevölkerung von nicht viel mehr als 10 Prozent. Die öffentliche Plattform, welche unsere Medien der AfD bei innenpolitischen Themen gewähren, ist weitaus größer. Damit wird sichergestellt, dass die AfD auch bei zukünftigen Wahlen sehr gute Ergebnisse bekommt. Ewald Beck, Bad Homburg

Leben im Schatten

„Ich bin Hausfrau. Na und?“, taz vom 9. 6. 18

Bei allem Verständnis für den Wunsch nach Wertschätzung der Erziehungsarbeit/Sorge, die hier im freiwilligen Verzicht auf ein „eigenes“ Einkommen skizziert wird: Das Plädoyer für die Anerkennung der Leistung der „Nurhausfrauen“ verschweigt, dass diese konservative Haltung dem Ehegattensplitting geschuldet ist. Dieses nämlich macht es solchen Mittelschichtsfamilien erst möglich, auf den „Zuverdienst“ zu verzichten. Ihnen wird es durch Steuerbegünstigungen und Abschreibungen möglich, das Eigenheim abzuzahlen und damit gemeinsam erhebliche Rentenvorteile in Form von Immobilienbesitz(en) zu sichern.

Das Bedürfnis, die eigene Erziehungsarbeit aufzuwerten und damit Forderungen nach einer besseren Erziehung in öffentlicher Verantwortung entgegenzuwirken, ist zwar nachvollziehbar, (frauen)politisch aber fatal. Ein Leben im Schatten des „Kapitalismus“ jenseits vom stressigen, konkurrenzgetränkten, männlich konnotierten Arbeitsleben verbriefen zu wollen ist verständlich. Das beklagte Erziehungsdefizit, das in Kitas und Schulen auffällig wird, haben aber selten gut situierte Familien.

Die Familien der Problemkinder in der Grundschule, die Frau Zimmermann erlebt und durch die sie sich darin bestätigt fühlt, dass erwerbstätige Mütter dem Kind nicht guttun, sind meist Kinder aus belasteten Familien. Belastet, weil die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr gestresste und abgehängte Familien oder Teilfamilien hervorbringt. Wie steht es um deren Rentennachteile? Diese Mütter können keine Häuser kaufen, sie beschäftigen auch keine Putzfachkräfte, wie die Nurhausfrau, die diese braucht, um mehr Zeit für die Erziehungsarbeit zu haben. Vermutlich wird auch in der Lebenswelt von Frau Zimmermann die ungeliebte Hausarbeit an die meist migrantisch geprägte Putzfrau abgegeben. Auch sie ist eine Frau, mit wenig Rentenerwartung.

Fazit: Wir brauchen mehr und vor allem mehr gute Tagesbetreuung für alle (Krippe, Kita, Hort, Schule), wir brauchen eine höhere Bereitschaft der Konzerne für Jobsharing = Teilzeit für alle (warum geht das in Holland und hier nicht?). Dann dürfen Väter auch mal mehr mit Kindern spielen, dann müssen sie den Stress in der Ernährerrolle nicht mit einem hohen Herzinfarktrisiko bezahlen.

Corinna Voigt-Kehlenbeck, Wolfenbüttel

Falsche Behauptung

„Sinnfreie Wahrheiten“, „Retuschierte Irrtümer“, taz vom 13. und 8. 6. 18

In der Rubrik Leserbriefe vom 13. Juni schreibt Bernhard Münk, ich hätte als Chef eines Instituts der Versicherungswirtschaft versucht, im Sinne meiner Auftraggeber Daten und Kosten unseres Gesundheitssystems so darzustellen, dass die Menschen sich zusätzlich privat versichern. Ich stelle dazu fest, dass das ifo Institut, dem ich vorstand, kein Institut der Versicherungswirtschaft ist, sondern ein öffentlich-rechtliches Institut, das von Bund und Ländern finanziert wird. Ich selbst habe keine Aufträge aus der Versicherungswirtschaft bearbeitet, und auch das ifo Institut hat das in meiner Amtszeit nicht getan. Hans-Werner Sinn, München

Ohne Sinn

„Retuschierte Irrtümer“, taz vom 8. 6. 18

Der Kommentar von Ulrike Herrmann zu der Autobiografie von Hans-Werner Sinn trifft den Punkt: Hans-Werner Sinn hat die Wahrheit anscheinend für sich gepachtet. Trotz kritischer Beurteilung seiner Thesen und nicht eingetroffener Prognosen eine Erfolgsgeschichte. Hans-Werner Sinn ist ein beliebter Talkshowgast. Er ist in seinem Element, wenn er beispielsweise in der Talkshow „hart aber fair“ am 26. März behauptet, dass Leistungsbezieher von Hartz IV durch Übernahme der Krankenkassenbeiträge durch das Jobcenter Vorteile in Höhe von 500 Euro genießen. „Sinn, der einzige Gast mit ökonomischem Sachverstand“, so beurteilt eine der renommiertesten Tageszeitungen Deutschlands dessen Auftritt.

Rechenbeispiel: Regelbedarf für ein Ehepaar im Hartz-IV-Bezug mit zwei Kindern.

Berechnungsgrundlage 896,00 Euro, Krankenkassenbeitrag 139,78 Euro plus Pflegeversicherung 22,85 Euro, insgesamt 162,63 Euro.

Differenz zu der Aussage von Hans-Werner Sinn: 337,37 Euro.

Auch wenn unterstellt werden kann, dass die exakten Zahlen nicht präsent waren, ist eine derartige hohe Differenz nicht zu erklären. Gehört die daraus zu ziehende Schlussfolgerung nicht eher zur Wahrheit? Jürgen Zühlke, Waldbronn

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