Urdrüs wahre Kolumne
: Pornos, Polizisten, Protestler

Heute und morgen Sexmesse in der Waller Eislaufhalle Paradice mit Pornostars live, und da in Bremen jeder Scheiß von den Wirtschaftsförderern inszeniert, subventioniert und dirigiert wird, wüsste man doch sehr gern, welche Bedeutung dieses mediokre Wichsertreffen für die Entwicklung des Standorts Bremen hat, welcher Aufschwung da wo und wie eingeleitet wird.

In der nächsten Woche aber wird im Walle-Center der „Weltrekordversuch Sehtest“ steigen und schon jetzt darf man gespannt sein, wer da als Schirmherr glänzen darf und ob die am Ende erfolgreichen TeilnehmerInnen des Rekordversuchs bei der nächsten Ehrung der Sportler des Jahres dabei sein dürfen.

Eindringlich soll Bürgermeister Henning Scherf seine Tafelrunde ermahnt haben, anlässlich des jetzt wieder an den Hillmannplatz lockenden Weinfestes auf den Heißwasserabsturz umzusteigen, damit nicht wieder Obdachlose die innere Statik des Senats ins Wanken bringen. Schließlich kann man auch ohne Alkohol lustig sein!

Sorgen mache ich mir angesichts des Satanismus in den Hundertschaften der Bremer Polizei und hoffe doch, dass Präsident Eckhard Mordhorst bereits einen Sektenbeauftragten ernannt oder zumindest schon mal einen Exorzismus in Auftrag gegeben hat. Gern wäre ich bereit, diese Tätigkeit nach allen Regeln der seelsorgerlichen Kunst für den Ehrensold von einem Euro zu übernehmen – und das, obwohl mir bewusst ist, dass die Austreibung der Teufel bei derart Verrohten kein Zuckerschlecken ist. Am Ende muss vielleicht noch CDU-Vorsitzenden-Domina Angela Merkel die heimischen Teufel in Leder zur Räson bringen.

Das ganze Elend von Claudia Roth als der universellen Mater Dolorosa der Deutschen brachte das taz-Foto von ihrem Bremer Wahlkampfauftritt zum Ausdruck, als Behinderte ihr vorwarfen, dass diese Grünen-Veranstaltung nicht „barrierefrei“ gestaltet war. Ihr modisch interessanter Schal wirkte auf der Aufnahme wie eine Halskrause unter das Kinn gelegt und vielleicht war es ja eine Halskrause oder gar ein Kropf, der wie ein Schal oder eine Halskrause aussah: eine Komposition von Betroffenheit, die ihr nach dem Abgang aus der Politik allemal Perspektiven als Beisetzungsrednerin eröffnen.

Einem Bekannten von mir wurde jetzt durch die Bagis eine Ein-Euro-Karriere als Schulplatzaufsicht in Aussicht gestellt, was den Kettenraucher natürlich vor große Probleme stellt angesichts des Nikotinverbots im Bremer Bildungsbereich: „Ich definiere mich als Raucher– und werde diesen Einsatz deshalb als Zerstörung meiner selbstzerstörerischen Persönlichkeitsstruktur ablehnen müssen!“ hält er dem Ansinnen seiner Sachbearbeiterin entgegen und setzt darauf, dass seine beabsichtigte Grundsatzklage von der Tabakwirtschaft unterstützt wird.

Beim spätabendlichen Verzehr eines Bauernfrühstücks im Hafencasino unweit der Kunsthochschule weist mich eine junge Studentin eben dieser Einrichtung völlig ungefragt auf die geballten Gefahren einer solchen Mahlzeit hin, wobei sie die Risiken der Infektion durch Salmonellen oder Vogelgrippe sogar noch auslässt. Worauf der mit einem ähnlichen Imbiss beschäftigte Trucker vom Nebentisch sich ebenfalls ungebeten einmischt mit den Worten: „Du hältst jetzt dein Maul oder dein Zahnarzt kriegt ein Problem!“ Wie schön, dass manchmal nette Menschen neben uns die Worte finden, die uns selbst angesichts mancher Dreistigkeiten fehlen.

In diesem Sinne ein herzinniglicher Dank an alle, die derzeit den Mund so trefflich aufmachen für den Erhalt der taz. Denselben in dieser Sache lauthals zu öffnen, verbietet sich mit Rücksicht auf sensible Ohren vorläufig noch für

Ulrich „lieber Ruch-los“
Reineking