unterm strich
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Derzeit streiten sich die Schriftsteller, ob sich Künstler politisch engagieren sollten. Eva Menasse beklagte vor einer Woche in der Süddeutschen Zeitung „die opportunistische Zurückhaltung“ deutscher Poeten im Wahlkampf. Am Donnerstag erhielt sie von ihrer Kollegin Tanja Dückers im selben Blatt eine Antwort. Opportunistisch seien gerade die, die ihre unabhängige Meinung einem Parteiprogramm unterordneten. Dückers wetterte: „Schriftsteller für Hartz IV! – das ist die junge Revolte von heute.“ Nun stimmen auch noch die Musiker in die Debatte ein. Der Opernsänger Thomas Quasthoff ist laut dpa überzeugt, dass sich Musiker sehr wohl ins politische Tagesgeschehen einmischen dürften. „Das musikalische Denken“, so Quasthoff, „kann andere Perspektiven in die aktuellen Debatten bringen.“ Er selbst habe schon auf der Bühne des Frankfurter Festspielhauses seine Meinung geäußert. Angesichts des Wahlerfolges der DVU habe er auf eine Zugabe verzichtet und stattdessen das Publikum aufgefordert, so zu wählen, dass er sich als deutscher Künstler im Ausland nicht schämen müsse. Schämen sollte sich aber sein Musikerkollege Rocko Schamoni. Gestern feierte das Titanic-Gewächs „Die Partei“ in Berlin ein großes Fest, und Schamoni stellte dort seinen Wahlkampfsong vor. Der Titel: „Wir müssen eine Mauer bauen!“