Aus für Diamanten

Die Firma „Sengamines“, mit der Kongos Präsident Kabila einst Simbabwes Armee belohnte, muss schließen

BRÜSSEL taz ■ Zum ersten Mal hat eine der Firmen geschlossen, mit denen während des Krieges in der Demokratischen Republik Kongo die systematische Ausplünderung des Landes betrieben wurde. Die Diamantenfirma Sengamines hat nach eigenen Angaben diese Woche den Betrieb eingestellt. Offiziell wird Benzinmangel als Grund angegeben. Aber die Schließung entspricht auch einer Forderung von Kongos parlamentarischer Untersuchungskommission über Kriegsverträge.

Sengamines war 2000 als Gefälligkeit von Kongos damaligem Präsidenten Laurent-Désiré Kabila gegenüber Simbabwe entstanden, wichtigster Unterstützer Kabilas im Krieg gegen von Ruanda unterstützte Rebellen. In Sengamines verbündete sich der Kabila-Clan mit Simbabwes Militärführung und schillernden arabischen Geschäftsleuten. Die Familie Kabila, vertreten in der Firma Comiex, und mehrere simbabwische Generäle, vertreten in der Firma Osleg (Operation Sovereign Legitimacy), gründeten gemeinsam die Firma „Cosleg“, die unter dem Namen Sengamines per Dekret Diamantenkonzessionen von 712 km[2]mit geschätzten Diamantenvorkommen von 2 Milliarden Dollar erhielt: die Mine Tshibwe und die Flussbetten von Senga-Senga, mitten in den Liegenschaften der staatlichen Diamantenfirma Miba in der Provinz Ost-Kasai. Im Juni 2000 wurde die Handelsfirma „Oryx“ des Geschäftsmanns Thamer Bin Said al-Shanfari aus Oman dazugenommen, um Kapital aufnehmen zu können. Wegen dieser Kongo-Connection platzte damals der Börsengang von Oryx in London – es war die erste internationale Affäre um Kongos Kriegswirtschaft.

Als Simbabwes Armee 2002 aus Kongo abzog, wurde „Oryx“ Mehrheitseigner von Sengamines. Wenig später übernahm die „Libyan Arab African Investment Company“ (Laaico), der staatliche Auslandsinvestor Libyens in Afrika, die Aktienmehrheit bei Oryx, und der Libyer Mustafa Khattabi zog als Vertreter des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi in den Oryx-Vorstand ein. Der Omaner al-Shanfari wurde durch Issa al-Kawari aus Katar ersetzt. Gaddafi wollte mit Sengamines zum Diamantenkönig Afrikas werden.

Aber das klappte nicht. Die Sengamines-Diamantenförderung ging ständig zurück, und im Namen des Kampfes gegen Diamantenschmuggel legte sich Kongos 2003 eingesetzte neue Allparteienregierung immer häufiger mit Sengamines an. Auch die lokale Bevölkerung und die Angestellten von Kongos beraubter Staatsfirma Miba wandten sich gegen die kriselnde Firma. Nun kriegt Miba Sengamines zurück und soll Investoren suchen. FRANÇOIS MISSER