wortwechsel
: Dafür gibt es keine Entschuldigung!

Gaulands dummdreiste Herabwürdigung von Millionen Ermordeten empört taz-Leser. Mitläufer, gewaltbereite Fahnenschwinger, auch Publizisten arbeiten dem Hass in die Hände

AfD-Demonstration in Berlin, 27. Mai 2018 Foto: Markus Schreiber/ap

„Empörung wegen ,Vogelschiss‘“

taz vom 2./3. 6. 18

Neuauflage: Dummheit

Muss man sich wirklich über Gauland und Höcke empören oder nicht darüber, dass sie trotzdem von fast 15 Prozent gewählt werden und ihre Partei indirekt Beifall, Zuarbeit und Zustimmung von Publizisten wie Broder, Strunz, Matussek und Sarrazin bekommt? Sollte uns das nicht viel größere Angst machen? Die erneute Dummheit und Ignoranz eines großen Teils der Gesellschaft, trotz jahrzehntelanger Aufarbeitung!

Markus Meister, Mönchengladbach

Heimliche Freude

Der Identitäre Kubitschek sprach vor einigen Jahren auf dem Konvent der Burschenschaften von einem „Krater 1933 bis 1945“, den das Deutsche Volk überschreiten müsse. Jetzt ist der Krater als Vogelschiss in der Öffentlichkeit angekommen. Das Schreckliche ist, dass DNVP, DVP, Zentrum, Antisemiten in allen Lagern, das „Geheime Deutschland“ und 1933 trotz einigen individuellen Heldenmuts die Verbrechen eher gefördert als verhindert haben. Selbst gegen Ende des Krieges wurden mehr Deserteure gehenkt als verantwortungslose Offiziere von ihren Soldaten erschossen. Insofern – nur insofern – hatte Heiner Geißler recht, als er auch den Pazifismus beschuldigte, das Dritte Deutsche Reich mit verursacht zu haben. Die AfD macht Angst, aber genauso unangenehm ist indifferentes, verständnisvolles oder heimlich bewunderndes Verhalten gegenüber der Verbreitung völkischen Gedankenguts und entsprechenden Forderungen und Maßnahmen. Anton Mlynczak, Frankfurt

Verleumdung

Dass Gauland seine Gefolgschaft nun so eindeutig der Vogelschissecke zuordnet, ist bewundernswert. Keiner dieser Leute scheint jedoch zu wissen, dass Vogelscheiße blind macht! Beängstigend finde ich, dass der alte blonde weiße Mann jenseits des großen Teichs mit ganz ähnlicher Polemik und Verleumdung zum Präsidenten gewählt wurde. Bodo Klimmek auf taz.de

Abmahnung sofort

allein empörung hilft nicht weiter.

der mann ist vom bundestagspräsidium abzumahnen. man sei erinnert an die rede von philip jenniger 1988 zum gedenken an die novemberpogrome 1938. jenninger hatte sich völlig vergallopiert und anschließend sein amt niedergelegt. Adagiobarber auf taz.de

Demokratische Vernunft

„Der kühl kalkulierte Tabubruch“,

taz vom 4. 6. 18

Gauland hält eine Politik seiner Partei ohne Eklats offensichtlich nicht für möglich. Umso mehr hoffe ich, dass die AfD, parlamentarisch wie außerparlamentarisch schon bald ein Vogelschiss gewesen ist, fortgespült von der demokratischen Vernunft der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes. Wer glaubt, mit Respektlosigkeit, mit nationalem Populismus und Egoismus ihr oder sein Heimatland verteidigen zu können, wird Frieden, Freiheit und Sicherheit destabilisieren und hat aus der Geschichte unabweisbar nichts gelernt. Ira Bartsch, Lichtenau-Herbram

Verbindungsleben

„Aufbruchszeit für die Burschen“,

taz vom 2./3. 6. 18

Ich finde es sehr schade, dass gerade die taz es nicht schafft, bei dem Thema Burschenschaften vernünftig zu differenzieren. Dieser Text ist stark tendenziös geschrieben. Obwohl Sie völlig korrekt schreiben, dass es nur neun Burschenschafter sind – also nicht mal ein Viertel aller korporierten MdB –, dreht sich der Artikel nur um sie. Während Sie in der Überschrift den Anschein erwecken, über Verbindungen im Allgemeinen zu schrei­ben, schreiben sie eigentlich nur über die Deutsche Burschenschaft (DB), der lediglich drei von 40 MdB angehören; das verzerrt das Bild massiv.

Man kann Verbindungen aus guten Gründen kritisieren, aber werfen Sie nicht alle Verbindungen in einen Topf. Ihr Artikel erweckt den Eindruck, alle Korporierten wären irgendwie Burschenschafter; das ist schlicht falsch. Der Anteil beträgt höchstens 25 Prozent, der Anteil der DB ist noch mal deutlich niedriger. Das Verbindungsleben ist enorm divers und unterschiedlich, bis auf die Burschenschaften sind fast alle anderen Kooperationen explizit unpolitisch. Ja, es gibt problematische Verbindungen, aber der Artikel ist in etwa so differenziert wie die Aussage, jedes Antifa-Mitglied sei gewalttätig.

Wolfgang Josef Vogt, Moorenweis

Heulen. Zähneklappern

„Wie im Himmel, so in Bayern“,

taz vom 26. 5. 18

In Bayern werden also „Kreuze“ aufgehängt. Das vatikanische Verhängnis erlebt ein bayerisches Revival. Dabei glaubte man es eigentlich überwunden. Dank Karl-Heinz Deschner kennen wir doch die Kriminalgeschichte des Christentums: Wir kennen die katholischen Dschihads, die Kreuzzüge. Wir kennen die Inquisition, das Frauenfolter-Handbuch der Kirche, den Hexenhammer. Wir haben von Mafia­verstrickungen erfahren, von Milliardengeschäften und von Kindesmissbrauch mit internationalen Dimensionen. Und dank Ernst Klee wissen wir auch, dass die Kirche Holocausttätern die Flucht nach Argentinien ermöglichte, ohne dass den Beteiligten, darunter der Papst, jemals der Prozess gemacht wurde.

Wenn wir das alles wissen, ist es erstaunlich, welche Gründe der Rechtsstaat hat, sich zu einer derart notorischen Institution zu bekennen. Manche vermögen nicht erst seit den Snowden-Enthüllungen totalitäre Tendenzen in Salamitaktik zu erkennen. Ein Heulen ist vielerorts schon da. Geht Bayern jetzt einen weiteren Schritt in Richtung Zähneklappern? Jörg Bröking, Witten

Deutsche Heimatmachos

„Wir müssen unsere Hausordnung kommunizieren“, taz vom 2./3. 6. 18

Frau Klöckner hat etwas gegen zugewanderte „Machomänner“, die Frauen diskriminieren, wogegen sie mit Integrationsvereinbarungen angehen will. Nun kann man allerdings erwarten, dass sich auch Zugewanderte sehr schnell unseren westlichen Gepflogenheiten anpassen werden. Das Problem mit der Frauenfeindlichkeit besteht wohl derzeit vor allem vonseiten der männlichen AfD-Mitglieder, verstärkt durch Mitglieder der Jungen Alternative, die nun auch im Bundestag arbeiten können. Was möchte Frau Klöckner gegen AfDler unternehmen, für die „Gender-Ideologie“ als „verfassungsfeindlich“ gilt? Vielleicht auch eine „Hausordnung“ kommunizieren? Das dürfte sich als schwierig erweisen, wenn selbst EU-Parlamentarier sich im EU-Parlament ungestraft sexistisch und rassistisch äußern dürfen.

Helga Schneider-Ludorff, Oberursel