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: Ostdeutsche: Die Debatte läuft

Ostdeutsche sind auch Migranten. Löst der Satz bei Ihnen etwas aus? Finden Sie ihn bescheuert? Oder ist da etwas dran?

Ende Februar spreche ich mit der Integrationsforscherin Naika Foroutan über die Frage, ob man Ostdeutschen mehr zuhören müsse, ihre teils traumatischen Erfahrungen nach dem Mauerfall noch einmal besprechen sollte. Eindeutig ja, sagt Foroutan. Ostdeutsche seien auch irgendwie Migranten. Mit ähnlichen Erfahrungen: Heimatverlust, Diskriminierung, Suche nach Identität. Das Interview erscheint am 12. Mai in der taz am wochenende. Es trifft einen Nerv.

Die Publizistin Ferda Ataman schreibt bei Spiegel Online: „Höchste Zeit also, dass wir Randgruppen enger zusammenrücken.“ Die ostdeutsche Schriftstellerin Jana Hensel antwortet auf Zeit Online, sie habe Gänsehaut, weil „nun andere Migranten mit ähnlichen Erfahrungen auch unsere in den Blick nehmen, in Worte zu fassen versuchen und dabei klarer sind als wir selbst.“ Der in Ostberlin geborene Reporter Alexander Osang schreibt im Spiegel: „Wir sollen uns in ihrer Gesellschaft auflösen wie in Salzsäure. Das mache ich seit 28 Jahren. Ich bin praktisch nicht mehr da.“

Widerspruch kommt auch: Die Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts, Anke Hassel, meint in der taz, auch Westdeutsche hätten ihre Heimat verloren. Kolleg*innen der Berliner Zeitung und der Jüdischen Allgemeinen kritisieren, Diskriminierung sei nicht gleich Rassismus. Die Diskussion wird weitergehen. In der taz. Und live am 26. Juni im taz-Café in Berlin. Daniel Schulz