kabinenpredigt
: Guinness Cottbus

Es ist ruhig geworden um den FC Energie Cottbus. Der Verein, der einst als erster und einziger Lausitzer Club der Welt in der Ersten Bundesliga gespielt hat, ist in den Niederungen der Zweitklassigkeit verschwunden. Und fast scheint es so, als hätte sich der Club damit abgefunden. Schon lange bemüht man sich in Cottbus nicht mehr darum, sportlich aufzufallen. Erfolge werden auf anderen Gebieten gesucht. Energie will nicht in die Erste Liga aufsteigen, Energie will nur noch eins: ins „Guinness-Buch der Rekorde“.

Und beinahe hätte es schon beim ersten Versuch geklappt. Bei der Vorstellung der Mannschaft vor Saisonbeginn versammelten sich mehr als 4.000 Fans auf der Haupttribüne des Stadions der Freundschaft zum Fotoshooting für das größte Gruppenfoto der Welt. Doch der Rekord wurde nicht anerkannt. Eine individuelle Leistung sei nicht erkennbar. Das Gruppenbild hätte nur dann Aufnahme in das Buch der Besten gefunden, wenn gleichzeitig beispielsweise alle Fans ihr Handy 50 Meter weit geworfen oder Spreewaldgurken bissenweise 10 Meter weit gespuckt hätten. Vielleicht hätte man eine Lausitzer Tradition aus der Vorsaison wiederbeleben und mit Rauchbomben in Richtung Teamchef Petrik Sander werfen sollen.

Den Fans wird schon etwas einfallen. Die sollen sich nämlich jetzt überlegen, wie Energie Cottbus doch noch ins „Guinness-Buch“ kommen kann. Der Verein wird inzwischen alles unternehmen, um nicht ins Abseits der öffentlichen Wahrnehmung zu geraten wie viele andere Zweitligisten. Wer weiß zum Beispiel schon, dass ein Verein wie Leichtathletik Rasensport Ahlen – Ahlen, wo liegt das überhaupt? – schon längere Zeit in der zweithöchsten deutschen Spielklasse mitmachen darf?

Und in der Tat: Bisweilen hört man etwas Interessantes aus der Lausitz. Ein hölzernes Denkmal des Trainerdenkmals Ede Geyer hat man in Cottbus schnitzen lassen, und das Team hat gegen eine mit zwei brandenburgischen Ministern nicht unbedingt verstärkte Firmenmannschaft gespielt und gewonnen. Nun wurde die Verpflichtung des Franzosen Daniel Gomez von Alemannia Aachen bekannt gegeben. Er ist der erste Franzose mit spanischem Nachnamen, der aus einer Karnevalsstadt an die Spree gewechselt ist. Das wäre doch vielleicht was fürs „Guinness-Buch“. Und Fußballspielen soll der gute Gomez auch noch können.

ANDREAS RÜTTENAUER