57 Bayern gegen Edmund Stoiber

CSU-Chef Edmund Stoiber wird von seiner Partei mit einem für bayerische Verhältnisse schwachen Ergebnis als Vorsitzender bestätigt. Auch im Süden ist Angela Merkel der Star

NÜRNBERG taz ■ In Bayern zählen bekanntlich nur die Bestmarken, und die eigene hat der CSU- Chef Edmund Stoiber am Samstag in Nürnberg verpasst. 93,06 Prozent der rund 900 Delegierten bestätigten ihn beim Parteitag im Amt. Anderswo ein Spitzenergebnis – in Bayern ein Zeichen von Schwäche, auch wenn der Wiedergewählte lächelnd für das „überwältigende Vertrauen“ dankte. 2003 hatte er noch 96,97 Prozent der Stimmen eingefahren, diesmal sträubten sich immerhin 57 Delegierte gegen den Fürsten von Land und Partei.

Zuvor hatte der bayerische Ministerpräsident betont, dass die CSU der Garant der sozialen Marktwirtschaft sei. „Das war, ist und bleibt Maßstab christlich- sozialer Politik in Bayern und in Deutschland.“ Schröder sei in „gescheiterter Fußballtrainer“ und Lafontaine ein unglaubwürdiger Absahner. Für die Rede gab es elf Minuten Beifall – zwei Minuten weniger als die am Vortag über alle weiß-blauen Gewohnheiten gefeierte „Äääntschiee“.

Ursachen für Stoibers mäßiges Ergebnis sind Unsicherheit und Kritik: Erst einmal muss die Union die Wahl gewinnen. Angela Merkel müsse Kanzlerin werden „mit einer starken CSU“, forderte Stoiber. „Ich will alles in die Waagschale werfen, was ich in die Waagschale werfen kann.“ Denn auch wenn es im Vor-Koalitions-Wettstreit mit 9 Prozent (FDP: 7 Prozent) nach dem zweiten Platz in einer möglichen schwarz-schwarz-gelben Koalition aussieht, ist „der Kas noch nicht gegessen“, wie einige Delegierte feststellten.

Offen bleibt jedoch weiter, in welche Waagschale Stoiber im Falle eines Regierungswechsels sein Gewicht wirft – Berlin oder München. „Er hat sich noch nicht entschieden“, sagt ein Mitglied der Führungsspitze. Ein Zögern, das bei der Basis Bauchgrimmen verursacht, steht doch kein wirklich adäquater Nachfolger als Ministerpräsident bereit. Ebenfalls Stimmen gekostet haben dürfte Stoiber sein harter Sparkurs im Land – von den Forstbeamten bis zu den Studenten müssen fast alle Bayern den Gürtel enger schnallen. Zudem dürften sich Einige an Stoibers Schmähungen der vermeintlich frustrierten Ossis gestoßen haben.

Horst Seehofer, der vor einiger Zeit unionsintern das Gesundheitsprogramm kritisiert hatte, erhielt als Parteivize 83,4 Prozent der Stimmen, knapp 2 Prozent weniger als 2003. Dennoch ist Seehofer weiter einer von Stoibers besten Männern: Beim minutenlangen Händchenhalten holte der ihn als Einzigen deutlich erkennbar zum Mitfeiern nach vorn. MAX HÄGLER

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