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Prinzenhochzeit in GroßbritannienRoyale Geschäfte in London

Die Hochzeit zwischen Harry und Meghan bewegt keineswegs die ganze Nation. Aber in London lässt sich damit viel Geld verdienen.

Schaufensterauslagen für Touristen und Enthusiasten vor dem großen Tag Foto: Daniel Zylbersztajn

G oldene Porzellantellerchen aus der Royal-Collection mit „H&M“ für umgerechnet 56 Euro, Teebecher für 45 Euro. Küchenschürzen, Teetücher und Buttergebäck zum Zehnfachen des Normalpreises. Schaufenster mit Flaggen, Corgis, Masken von Meghan und Harry. Im edlen Mayfair wirbt sogar ein Juwelier mit einer Torte und Bildern des königlichen Paares.

Selbst die Schaufensterwerbung des Hundesalons am Chapel Market in Islington, auf einem echten Straßenmarkt in Nordlondon, hat sich auf die Prinzenhochzeit eingestellt. Die Besitzerin bedauert, dass keine königlichen Vierbeiner kommen, „dafür sehen aber alle Hunde nach Behandlung royal aus“.

Auf dem Markt ist die königliche Stimmung nicht überall verbreitet. Um die Ecke hat Markthändler David Twydell, 61, seinen Obststand mit britischen Union Jacks aus Plastik geschmückt, in deren Mitte Harry und Me­ghan zu sehen sind. „Es gibt so viel Schlimmes, Mord, Überfälle – so eine Gelegenheit zum Glücklichsein ist doch toll“, schwärmt er.

Er schaut über den Markt; bis auf ihn haben nur 4 von 30 Ständen Fähnchen wie er. „Ich bin der Sprecher der Markthändler hier und ich habe für alle Stände Fahnen besorgt, aber die anderen sind einfach nicht interessiert“, klagt er. Früher, erinnert sich Twydell, da sei zu solchen Anlässen der ganze Markt voll mit Fahnen gewesen, und alle Schulkinder hätten sich tagelang vorbereitet, heute kümmere es nur noch wenige Kinder. „Viele in London, auch hier auf unserem Markt, sind aus dem Ausland. Ich glaube einfach, dass sie nicht verstehen, wie wir solche königlichen Anlässe feiern.“

Am anderen Ende des Markts erzählt allerdings Joanne Coote, 39, wie bereits die ganze Woche an ihrem Stand für Garten- und Partyzubehör Kun­d*In­nen nach Schmuck für königliche Straßenfeste gefragt hätten. Ihre kleinen Union Jacks aus Plastik sind fast ausverkauft. „Als Kate und William heirateten, hatten alle am Montag frei. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Leute Meghan und Harry auch feiern wollen.“ Ein großer Fehler, weil sie jetzt nichts mehr im Sortiment habe, bedauert sie.

Zwei Corgis aus Pappmaschee

In der Filiale der Schreibwarenkette W. H. Smith in der Hauptstraße hat man diesen Fehler nicht gemacht. Bereits im Dezember wurden extra Teller und Teebecher im Ausland bestellt. „Design aus GB“ steht darauf, sie kosten nicht einmal 15 Pfund (17 Euro), „mit 24 Karat-Gold-Umrandung.“ Es herrsche rege Nachfrage, verrät eine Verkäuferin.

Beim frequentierten afrikanisch-karibischen Barbier N1 Cuts eine Straße weiter fühlt sich keiner zum Feiern animiert. Sie schütteln die Köpfe, während einer sich sogar laut über die Königsfamilie aufregt. Anders ein paar Hausnummern weiter bei Mirror Mirror, einem bekannten Brautmodeladen, wo die Schaufensterpuppe eine goldene Krone trägt und auf dem Boden zwei Corgis aus Pappmaschee sitzen.

Inhaberin Joane Coote war gerade im Frühstücksfernsehen, wo man eine Doppelgänger-Königsfamilie aufgestellt hatte. „Das Kleid für die falsche Meghan kam aus meiner Kollektion“, sagt sie stolz. Für Coote ist diese Hochzeit ein Aushängeschild. „Was Meghan tragen wird, wird das, was wir in den nächsten Jahren anfertigen, beeinflussen – genau wie ­Kates Brautkleid“, weiß sie.

„The Crown“ heißt das Pub zehn Minuten weiter, mit Fähnchen und Biergarten, der Name sagt schon alles. Wirt Toby Alston freut sich: Er hat bereits mehrere große Tischreservierungen. Zur Liveübertragung auf den Bildschirmen am Samstag wird es einen speziellen Schweinebraten, Entenköpfe und amerikanische Burger zu Kir Royal und Pimm’s geben, prahlt er. „Es mag sein, dass es nicht mehr so verbreitet ist wie früher, aber wir sind noch ein echtes Gemeinschaftspub, wo die ganze Straße zusammenkommt, egal ob englisch oder im Ausland geboren.“

Und für jene, die die Hochzeit nicht so interessiert: Als Nächstes kommt die Fußball-WM.

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Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
Auslandskorrespondent Großbritannien
Seit 2012 für die taz im ständigen Einsatz. In München geboren und aufgewachsen, machte er sein Abitur in Israel. Seit 1991 lebt er im Herzen Londons, wo er zunächst drei Hochschulabschlüsse absolvierte, unter anderem an der SOAS, wo er Politik und Geschichte studierte. Nach einer Rundfunkausbildung war er zunächst für DW im Einsatz. Neben dem Journalistischen war er unter anderem als qualifizierter Pilateslehrer, Universitätsassistent und für das britische Büro des jüdisch-palästinensischen Friedensdorfes Wahat al-Salam ~ Neve Shalom tätig. Für die taz bereist er nicht nur die abgelegensten Ecken Großbritanniens, sondern auch die Karibik und die Kanalinseln. Sein Buch über die Schoa "Soll sein Schulem. Verluste, Hass, Mord, Fragen der Identität aus autobiografischer Sicht," soll Ende 2024 oder Anfang 2025 erscheinen.
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