Hollands Stolz verkauft

Vor fünf Jahren war er das architektonische Schmuckstück der Weltausstellung. Dann rottete der niederländische Expo-Pavillon vor sich hin. Nun hat sich angeblich ein Investor gefunden

von Kai Schöneberg

„Was der Eiffelturm für Paris, hätte der holländische Pavillon für Hannover sein können“, hatte die niederländische Zeitung „De Volkskrant“ in der vergangenen Woche getitelt – und die ohnehin genug gebeutelte Stadt an der Leine ein weiteres Mal durch den Kakao gezogen. Tenor der Story war nämlich, dass Hannover den stelzenähnlichen Pavillon am „Europa-Boulevard 3“ vergammeln lässt. „Die Perle der Expo 2000 glänzt nicht mehr“, schürte der Volkskrant bei seinen 350.000 Lesern anti-hannöversche Ressentiments.

Während der Eiffelturm höchstens ein paar Rostflecken hat, modert das einst wegen seiner „gestapelten Landschaften“ berühmt gewordene Gebäude des Rotterdamer Architektenbüros MVRDV nutzlos vor sich hin –wie viele Bauten auf dem ehemaligen Expo-Gelände, für das sich, anders als gehofft, nach der Weltausstellung kein Investor fand. „Wenn sich in angemessener Zeit keine sinnvolle privatwirtschaftliche Nachnutzung finden lässt, bin ich dafür, ihn abzureißen“, hatte der Wirtschaftsdezernent von Hannover, Hans Mönninghoff (Grüne) unlängst sogar gesagt.

Kam vor fünf Jahren kaum ein Besucher ohne lange Wartezeit in die Oase aus Wald, Holz und Stahl, haben sich mittlerweile sogar Unbekannte ans Fleddern des Expo-Schmuckstücks gemacht: Ziegelsteine wurden geklaut, Graffitis gesprüht. Aus dem vierstöckigen Pavillon sprießen keine Tulpen mehr, sondern nur noch Unkraut.

Fast schon klar, dass am Wochenende auch Der Spiegel ins Horn der Häme blies. Der niederländische Pavillon werde auf einer Seite von ebay zum Kauf angeboten. Das bebaute Grundstück „mit hervorragender Verkehrsanbindung“ habe eine Größe von 5.541 Quadratmetern und koste 2,5 Millionen Euro.

Etwas enttäuscht ist Harald Kaufhold, dass der Rest der Meldung überhaupt nicht stimmt. Hatte der Spiegel berichtet, es gebe „noch kein einziges Gebot“, lädt Kaufhold bereits zur Pressekonferenz in der kommenden Woche ein, um dort den Verkauf der Expo-Baracke zu verkünden. „Der wahrscheinliche neue Eigentümer hat um absolute Diskretion gebeten“, bittet der Geschäftsführer der Zevener Immobilienfirma Eucon um Verständnis dafür, dass er den Namen des Interessenten noch nicht nennen könne. Nur so viel: es handele sich um ein „binational agierendes Unternehmen, dass mit regenerativer Energie zu tun hat“. Die Firma wolle den Pavillon, der rohbauähnlichen Zustand hat, in ein Bürogebäude umwandeln, um ihre Verwaltung dort unterzubringen. Die Modernisierungskosten für das fensterlose Beton-Ungeheuer lägen „im ein bis zweistelligen Millionenbereich“.

Insider warnen vor verfrühtem Jubel. „In den vergangenen fünf Jahren hat es immer wieder Absichtserklärungen für das Expo-Gebäude gegeben – passiert ist wenig“, sagt ein Experte, der wegen seiner Unkenrufe namentlich nicht genannt werden möchte. Das Konzept des angeblichen Investors sei bekannt, allerdings gebe es „keinen wirtschaftlichen Grund, warum man in den Pavillon gehen sollte“.

Immobilienmann Kaufhold ist dagegen von seinem Verkaufserfolg überzeugt. „Ich hätte auch nichts dagegen, den ‚Planet M‘ zu vermarkten“. Der ‚Planet‘ rottet ganz in der Nähe des niederländischen Pavillons vor sich hin. In der vergangenen Woche waren Überlegungen des Eigentümers Bertelsmann laut geworden, sein ehemaliges Expo-Gebäude abzureißen.