Viel Schotter für Großflughafen

Bund, Berlin und Brandenburg vereinbaren 500 Millionen Euro teure ICE-Anbindung für Großairport. Doch ob Luxuszüge zum Luxusflughafen fahren, bestimmt die Bahn. Die ändert ihre Meinung schnell

VON ULRICH SCHULTE

Das Hin und Her um einen ICE-Halt am künftigen Großflughafen Berlin Brandenburg International fand gestern seinen vorläufigen Höhepunkt. Der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg haben in eine Rahmenvereinbarung gegossen, wer wie viel für die Schienenanbindung bezahlen soll. „Der Single-Flughafen bekommt einen ICE-Bahnhof“, folgert Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD). Die Frage ist nur, ob im ICE-tauglichen Bahnhof auch ICEs halten.

Immerhin ist nun in harten Euros ausgehandelt, was bisher nur als Vorhaben im Planfeststellungsverfahren steht. Knapp 500 Millionen Euro kostet die Anbindung, zu der die Aufrüstung alter, aber auch der Neubau von Schienenstrecken gehört. Zur unterirdischen Luxusstation am Flughafen selbst – vier 420 Meter lange Bahnsteigkanten stehen im Plan – kommt eine Luxusanbindung. Der Bund übernimmt mit 436 Millionen Euro den Löwenanteil, auf die Länder entfallen je 30 Millionen – nicht das schlechteste Geschäft für Berlin. „Der Bund hat beim größten Infrastrukturprojekt im Osten seine Verantwortung wahrgenommen“, sagt Senatssprecher Michael Donnermeyer.

Weniger wäre mehr, finden dagegen Kritiker wie die grüne Bundestagsabgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig. „Für die zu erwartende Nachfrage ist der Ausbau des Flughafenbahnhofs überdimensioniert.“ Eine schlankere Planung, auch bei Startbahnen und Flächen, würde die Chancen im Hauptverfahren erhöhen, sagt die Grüne. Das Bundesverwaltungsgericht will 2006 über das Planfeststellungsverfahren entscheiden.

Mit Blick auf das Urteil mühte sich Minister Stolpe, die Vereinbarung als gutes Omen zu deuten. „Wir haben die Basis dafür geschaffen, dass zielorientiert an der Realisierung des Airports gearbeitet werden kann.“ Auch die Bahn habe jetzt „größtmögliche Planungssicherheit“.

Ein Manager des Unternehmens hatte in der vergangenen Woche mit der Ankündigung für Aufregung gesorgt, dass keine ICEs am Großflughafen halten würden. Der Grund ist, dass die Bahn laut ihrem Verkehrskonzept die Züge in Richtung Leipzig und Dresden ab Mai 2006 durch den neuen Nord-Süd-Tunnel leitet – Schönefeld bleibt zunächst außen vor. Dies würde die mehr als großzügige ICE-Ausstattung des Großflughafens ad absurdum führen. Auch deshalb beeilte sich die Bahn zu dementieren. „Wenn Berlin Brandenburg International fertig ist, binden wir ihn definitiv wieder an den Fernverkehr an“, sagt Sprecher Burkhard Ahlert. Der Großflughafen soll 2011 in Betrieb gehen, der Start wurde mehrmals verschoben. Er kostet geschätzte 2 Milliarden Euro.

Trotz der Zuversichtsprosa des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) – „Von uns aus sind die Weichen zum Bau gestellt“ – wird es dauern, bis die ersten Gleise verlegt werden. Nach Klagen von Anwohnern hatte das Bundesverwaltungsgericht einen Baustopp bis zum endgültigen Urteil verhängt.