unterm strich
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Die skandalgeplagte Jury des Literaturnobelpreises rutscht trotz des Eingreifens von König Carl XVI. Gustaf tiefer in die Krise. Am Wochenende verlor sie das achte Mitglied. Damit sind nur noch 10 der einst 18 Mitglieder aktiv. Kann ein solches Gremium den Nobelpreis noch vergeben? Die Arbeit zur Vorauswahl der Kandidaten laufe dennoch wie gewohnt, betont die Akademie, doch räumt auch ein: Das Ansehen des Preises habe Schaden genommen. So sehr, dass man hinter verschlossenen Türen angeblich diskutiert, den Preis in diesem Jahr nicht zu vergeben.Ein Belästigungs- und Korruptionsskandal rund um den Mann von Akademie-Mitglied Katarina Frostenson hatte die Krise ausgelöst. Das Paar soll die Namen von sieben Nobelpreisträgern vorab ausgeplaudert haben. 18 Frauen hatten dem Mann im vergangenen Jahr zudem sexuelle Belästigung vorgeworfen. Nach neuen Berichten schwedischer Medien könnte unter den Opfern sogar Kronprinzessin Victoria gewesen sein. Weil sie mit dem Umgang der Akademie mit dem Skandal unzufrieden sind, ziehen sich mehr und mehr Mitglieder zurück. Nach den jahrhundertealten Statuten werden Sitze inaktiver Mitglieder allerdings erst nach deren Tod neu vergeben. Das hätte „ernsthaft die Fähigkeiten der Akademie gefährdet, ihre wichtigen Aufgaben zu erfüllen“, erklärte das schwedische Königshaus. Deshalb habe König Carl XVI. Gustaf als Schirmherr des Gremiums entschieden, die Statuten um ein Rücktrittsrecht zu ergänzen. Inwieweit das der Akademie hilft, ist umstritten. Denn um Sitze im Gremium nachzubesetzen, sind den Statuten zufolge 12 Stimmen nötig. Doch nur noch 10 Mitglieder sind aktiv.