ALTER MEISTER
: Der Drang nach unten

Frei schwebend, die Erde unter sich, den Raum um sich, die Sterne über sich. Ein weißer Anzug, neben einer Kapsel. Ein Strom von Bildern zieht am inneren Auge des Betrachters vorbei – Reparatur der russischen Raumstation MIR, Experimente im All, Mondlandung – die Utopie von der Eroberung des Weltalls, dem Überschreiten letzter Grenzen.

Doch was hier zu sehen ist, hat mit Raumfahrt, dem brennend-dröhnenden Drang nach oben, nichts zu tun. Es ist das genaue Gegenteil – die Aufnahme entstand vor dem 39 Kilometer langen Fall des Extremsportlers Felix Baumgartner zur Erde. Von vielen im Internet verfolgt, dem Fernsehsender n-tv bescherte er das Zwanzigfache seiner üblichen Quote. Ist das die Mondlandung dieser Generation, Symbolbild eines neuen Ideals?

Besinnung auf uns selbst, keine hochfliegenden Pläne mehr, lösen wir erst einmal die Probleme hier, bevor wir hinausdrängen ins Unbekannte. Es könnte jedenfalls nichts besser passen zur gegenwärtigen Vernunft in allem, was uns vorstellbar erscheint – die Eroberung des Weltalls ist es im Westen nicht mehr, sie ist zu teuer, zu wenig bescheiden – als ein Mensch, der von hoch oben herniederstürzt, wie Ikarus, nachdem er der Sonne zu nahe kam. DAS