piwik no script img

wortwechselFinanzielle Nulldiät? Soziale Jo-Jo-Effekte!

Der soziale Weg bleibt links liegen, Europa wird kaltblütig aufs Spiel gesetzt – der Fetisch der schwarzen Null ruiniert Zukunftschancen. Ist nun das Grundeinkommen ein Ausweg?

Nullpunkt: Obdachlos. Frankfurter Flughafen 2017. Am Boden für immer? Foto: imago

„Solidarität heißt mehr als Lohn­erhöhung“, taz vom 2. 5. 18

Arbeitszwangsanstalt

So ist es, vielen Dank Herr Asmuth. Die Gewerkschaften denken schlicht nicht an andere Lebensläufe, an eine positive Transformation in eine andere Arbeits- und Zivilgesellschaft und schon gar nicht kapitalismuskritisch. Es wird einfach das alte Spiel der sanften Lohnerhöhung und Tarifbindung bearbeitet, ohne zu begreifen, dass das nicht alles und oft auch schon zu wenig ist. Ich möchte endlich ohne Existenzangst (mal mehr oder weniger) mich weiterbilden, mich zivilgesellschaftlich engagieren und mich um Freundschaften, das Gemeinwesen und Familie kümmern können, ohne dabei zu riskieren, mich in Altersarmut, in Hartz IV oder einer anderen „Hauptsache-Arbeit-Zwangsanstalt“ wiederzufinden.

Es geht schon lange darum, Reichtum anders zu verteilen. Was Sie in Ihrem Kommentar ansprechen, ist die Realität: Jede noch so kleine Lohnkurve nach oben wird in der Regel durch erhöhte Kosten an Stellen wie Miete wieder gefressen. Wenn wir uns den ganzen Käsekuchen von BaföG bis Hartz IV schenken und allen, bei vernünftigen gerechten Steuersätzen, ein Grundeinkommen gewähren, dann entstehen ganz andere Arbeitsweisen, und Menschen tun, was ihnen wichtiger erscheint, aber sie werden dennoch mehr verdienen wollen und deshalb arbeitsteilig weiterhin lohnarbeiten und Steuern zahlen. Es ist eine Frage der Umsetzung und des Willens zu einer sich verändernden Gesellschaft. Als Gewerkschaftsmitglied und Sozialarbeiter kann ich nur den Kopf schütteln und raten, beschäftigt euch endlich ernsthaft mit anderen Ökonomieansätzen und Ideen. Auch als Mietergewerkschaft aufzutreten, das wäre mal was! Tino Kretschmann, Berlin

Wo ist der soziale Weg?

Wer von echter Umverteilung redet, darf dabei auch nicht die vielen Menschen vergessen, die auf Hartz IV angewiesen sind oder wegen ihrer Minirente den Weg zu den Tafeln gehen oder Flaschen sammeln müssen, um ihre Rente aufzubessern. Eine echte Umverteilung geht nur von oben nach unten und nicht in die andere Richtung! Nicht zu vergessen, dass dadurch wohl auch die Kaufkraft gesteigert werden dürfte. Und was nützt es den Arbeitnehmern, wenn die Mietpreisbremse nicht zieht, auch ist nicht zu vergessen, dass die Preise im Einzelhandel steigen, so sind manche Lohnerhöhungen schnell Schall und Rauch. Und wer versucht mit simplen Sprüchen daraus politisches Kapital zu schlagen, das sind die Parteien aus dem rechten Spektrum. Wir benötigen einen echten sozialen Weg, möchte man nicht, dass Parteien wie die AfD weiter Aufwind erhalten. René Osselmann, Magdeburg

Gefährlicher Kohlesalto

Die charakterisierende Zusammenfassung über unsere Gewerkschaften als „rückwärts immer, vorwärts nimmer“ in Ihrem Leitartikel vom 2. Mai findet in der kleinen Notiz auf Seite 7 traurige Bestätigung: Die DGB-Vorsitzende von Bottrop, der Ministerpräsident und der Chef der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kämpfen vereint für Braunkohle und die bisherige Energieversorgung von Stahl- und Chemieindustrie. Das in unholder Eintracht mit der Internationalen Energieagentur IEA, die bis 2050 steigenden Verbrauch von Kohle/Öl/Gas prognostiziert. Der Monat April 2018 war der wärmste April seit Temperaturaufzeichnung. Meine Damen und Herren, sagt Ihnen das was? Klaus Warzecha, Wiesbaden

Europa aufs Spiel gesetzt

„Die rote Null“, taz vom 3. 5. 18

Die Kritik an Olaf Scholz führt nicht weit genug. Zum einen besteht eine entscheidende Achillesferse des neuen Finanzministers darin, nach Berlin gewechselt zu sein, ohne vorher wirklich das G20-Chaos in Hamburg aufgearbeitet zu haben. Zum anderen indiziert die Lust am Sparen leider auch, dass der jetzige „Schäuble-Klon“ wesentliche gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge nicht verstanden hat, da nicht nur viele linke Ökonomen mittlerweile die klare These vertreten, dass die Euro-Zone auf deutlich mehr deutsche Ausgaben und Investitionen angewiesen ist, um nicht weiter gefährlich auseinanderzudriften. Deshalb geht es hier nicht nur um das Einkassieren eines Wahlversprechens, sondern vor allem darum, dass die Zukunft Europas aus taktischen, innenpolitischen Motiven leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Nu sind Sie zu alt!

„Jetzt müssen wir Deutschland besetzen“, taz vom 28./29. 4. 18

Wirklich eine steile These: „Eure Kinder müssen Beamtinnen werden, Soldaten und Polizistinnen, und sie müssen Dinge tun, von denen wir einmal dachten es täte sie jemand für uns.“ Das klingt wie „Wenn ich nochmals auf die Welt käme, würde ich …“ Doch die eigenen Kinder sind keine Reinkarnation ihrer Erzeuger. Sie haben ihren eigenen Kopf und Verstand, ihre eigenen Wünsche, Träume und Lebensplanungen und werden im besten Fall alles dafür tun, diese zu verwirklichen. Wie kommen Sie eigentlich darauf zu denken, dass die Nachkommen derjenigen, die sich links nennen oder gar links sind, sich ebenfalls links nennen oder eine linke Gesinnung haben? Vielleicht wollen „die Kinder“, wenn sie erwachsen sind, dass die Kreuze hängenbleiben. Auch Menschen aus dem linken Spektrum sind nicht davor gefeit, dass ihr Nachwuchs zu denen gehört, vor denen Sie unsere Institutionen schützen wollen.

Sie können es noch so sehr bereuen, lieber Martin Kaul, in Ihrer Jugend nicht zur Polizei oder zum Militär gegangen zu sein. Vorbei ist vorbei. Und vermutlich wären Sie heute auch zu alt dazu. Ich meinerseits bin inzwischen auch zu alt, um den Stellvertreter zu spielen, und hätte im Übrigen auch, wie man das zu meinen Jugendzeiten ausdrückte, keinen Bock darauf gehabt. Eigene Kinder, die ich entsprechend indoktrinieren könnte, stehen mir auch nicht zur Verfügung. Also, lieber Martin Kaul, Schwamm drüber. Schließen Sie Frieden mit Ihrer Vergangenheit. Leben und handeln sie nach ihren besten Möglichkeiten Jetzt. Damit Sie morgen nicht bereuen, heute etwas falsch gemacht zu haben. Bernhard Paulus, Pfinztal

Es blüht Kleinstaaterei

„Uneinigkeit schwächt Europa“, taz vom 27. 4. 18

Es ist doch nicht zu glauben, da zerreißt man sich jetzt in europäischen Ländern die Mäuler darüber, wer nun bei dem amerikanischen Trampel die höchste Gunst genießt, ohne zu begreifen, dass wir als Europäer, so wir denn mit einer Stimme sprächen, weder Putin noch Trump hofieren müssten. Ist das denn so schwer zu begreifen!? Stattdessen blüht die Kleinstaaterei. Und Bayern geht als Vorbild voran. Heinrich Heine kann froh sein, dass er das alles nicht auch noch erleben und kommentieren muss.

Heinz Mundschau, Aachen

„Was machen die hier?“, taz vom 28./29. 4. 18

AfD-Hasardeure

Ich freue mich immer wieder auf die Wochenendausgaben der taz. Insbesondere die Beiträge ab Seite 17 (Gesellschaft, Hausbesuche, Gespräche) finde ich gut. Aber die drei Seiten über die AfD-Populisten hätte sich die taz sparen können. Welchen Unsinn diese Schwätzer von sich geben, erfahre ich wöchentlich in der „Heute-Show“. Das reicht. Mir ist das Sonntagsfrühstück fast im Hals stecken geblieben, als ich die Zeile vom „netten“ Leif-Erik Holm gelesen habe. Solche Leute mögen ja privat ganz brav sein, politisch sind sie für mich nicht erwähnenswerte Hasardeure. Heinz Schönberger, Kempten

Danke für die Recherche!

Die taz-Recherche und Berichterstattung bezüglich der AfD ist super!! Vor allem, weil sie genau das tut, was gegen die AfD so wichtig ist: gründlich recherchieren und Fakten zur Verfügung stellen! Großen Dank! Isa Büsch, Bielefeld

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen