das portrait
: Christian Titz kam einfach zu spät

Immer noch ein Fünkchen Hoffnung: HSV-Trainer Christian TitzFoto: dpa

Manchmal schmerzt das Verpassen eines Finales mehr als ein verlorenes. Vor allem, wenn es dieses Finale so wahrscheinlich nie wieder geben wird. Als Christian Titz, 47, den Hamburger SV Anfang März vom erfolglosen Bernd Hollerbach als Tabellenletzter übernahm, betrug der Rückstand auf den Relegationsplatz sieben Punkte.

An den Klassenerhalt hat beim HSV zu diesem Zeitpunkt niemand gedacht. Im Gegenteil: Alle Hoffnungen ruhten auf dem neuen Vereinspräsidenten Bernd Hoffmann, der die Planung für die Neuausrichtung des Klubs nach seinem ersten Abstieg der Geschichte einleiten sollte. Ein neuer Vorstand, ein neuer Manager und ein neuer Trainer wurden gesucht – und dann fing Titz an, Spiele zu gewinnen.

Der gebürtige Mannheimer ist ein Nobody auf der großen Fußballbühne, der selbst nie höherklassig gespielt hat. Aber als diplomierter Sportmanager, Individualtrainer einiger Profis, zum Beispiel von Lewis Holtby, und Autor von über 50 Büchern zu den Themen Taktik und Trainingsmethoden war er zumindest Insidern ein Begriff.

Vorher trainierte er die U21 des HSV und war auf dem besten Wege, erstmalig die Qualifikationsspiele zur Dritten Liga zu erreichen. Seine Erfolge im Nachwuchs und der Rückhalt von Sportdirektor Bernhard Peters, einer seiner größten Förderer, haben ihm zu seinem ersten Job in der Bundesliga verholfen. Und auch hier wusste Titz auf Anhieb mit akribischer Arbeit zu überzeugen.

Titz hat mit dem HSV bis zum selbst erkorenen Halbfinale gegen Frankfurt drei Spiele gewonnen, ein Remis geholt und nur zwei Partien verloren. Unter ihm fing die maßlos verunsicherte Mannschaft wieder an, Fußball zu spielen. Das Resultat: plötzlich neue Euphorie in Hamburg. Würde dem unerfahrenen Titz tatsächlich das Wunder gelingen, den HSV in der Liga zu halten?

Nach dem 0:3 bei Eintracht Frankfurt mag daran kaum noch jemand glauben. Im letzten Spiel gegen Borussia Mönchengladbach muss ein Sieg her, während der VfL Wolfsburg verlieren muss. Die Chance auf den Klassenerhalt ist minimal. Und Titz? Kam wahrscheinlich einfach ein paar Spiele zu spät. Daniel Jovanov