Flüchtlinge ertrunken

Bis zu 300 Menschen sterben auf dem Seeweg von Somalia nach Jemen – im Einsatzgebiet der Bundesmarine

BERLIN taz ■ Im Meer zwischen Somalia und Jemen sind zahlreiche Flüchtlinge aus Somalia und Äthiopien ums Leben gekommen. Schmuggler, die am Freitag und Samstag insgesamt 369 Menschen auf vier Booten nach Jemen bringen sollten, zwangen die Passagiere, vor der Küste ins Meer zu springen, berichtete ein Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Jemen gegenüber AFP unter Berufung auf Überlebende. Nur 50 Flüchtlinge seien in einem UNHCR-Aufnahmelager angekommen, sagte er. Ob das heißt, dass über 300 Menschen ertrunken sind, war gestern unklar. Das UNHCR sprach zunächst von 75 Toten.

Seit Jahren fliehen immer wieder Somalis vor Krieg und Hunger nach Jemen. Dort bleiben sie entweder als anerkannte Flüchtlinge – über 60.000 registrierte das UNHCR letztes Jahr – oder sie versuchen, sich weiter Richtung Europa durchzuschlagen. Allein seit Mitte August sind nach UNHCR-Angaben 125 Menschen auf der Flucht aus Somalia im Meer ertrunken.

Die Flüchtlinge hatten in der nordostsomalischen Küstenstadt Bosasso ihre Reise begonnen. In dieser Region prognostizieren Hilfswerke dieses Jahr eine Hungersnot. Bosasso ist auch die Hochburg des international anerkannten Präsidenten von Somalia, Abdullahi Yusuf, der erst vor wenigen Wochen aus dem Exil in Kenia in die provisorische Hauptstadt Jowhar umsiedelte und sein Land nicht kontrolliert. Der Großteil Somalias ist seit den frühen 90er-Jahren zwischen Warlords geteilt.

Erst am 1. September hatte der UN-Menschenrechtsbeauftragte für Somalia, Ghanim Alnajjar, kritisiert: „Die fehlende Überwachung der Küste ermutigt Menschenschmuggel, oft mit fatalen Folgen“. Er verlangte den Aufbau einer internationalen Küstenüberwachung. Unter dem Eindruck, Somalia sei ein Hort für al-Qaida, sind zwar seit 2001 multinationale Marineeinheiten in Somalias Nachbarland Dschibuti stationiert. Sie sollen die Seewege überwachen. Auch Deutschland ist daran beteiligt. Doch für somalische Boat People fühlt sich die Interventionsflotte offenbar nicht zuständig. Auch somalische Piraten, die in den Gewässern vor Bosasso Schiffe kapern, haben von der multinationalen Flotte offenbar nichts zu befürchten. D.J.