Im Staat oben, zu Hause unten

Simbabwes greiser Expräsident Mugabe soll von seiner ambitionierten Ehefrau misshandelt worden sein

„Wir holten seine Schwester im Hubschrauber, damit sie eingreift“

Ehemaliger Wachmann

Aus Harare Danai Mwarumba
und Marcus Mushonga

37 Jahre lang regierte Robert Mugabe Simbabwe mit eiserner Hand. Im November 2017 wurde er von der Armee abgesetzt, als seine Ehefrau Grace Mugabe seine Nachfolge antreten wollte. Jetzt ist die simbabwische Öffentlichkeit schockiert über Berichte, wonach der mittlerweile 94-Jährige Opfer körperlicher Gewalt seitens der 52-jährigen Grace geworden ist.

Die häuslichen Schläge und andere Misshandlungen des alten Staatschefs durch seine viel jüngere Ehefrau gingen so weit, sagten Quellen im Familienumfeld am Wochenende gegenüber Medien, dass die Wachleute des Präsidenten regelmäßig dessen Familienangehörige anrufen mussten. Einmal schaltete eines der Kinder des Präsidenten die Armeeführung ein, um zu überlegen, Robert Mugabe im Armeehauptquartier in Sicherheit zu bringen.

Ehemalige Wachleute des Präsidenten bestätigen gegenüber der taz, dass es Vorfälle gab, aber mögen nicht ins Detail gehen. „Wer hat Ihnen das gesagt?“, sagt einer abwehrend. „Das ist eine komplizierte Geschichte.“ Dann aber öffnet er sich: „Natürlich sind solche Dinge vorgefallen. Besonders im vergangenen Jahr. Es ging so weit, dass wir einen Hubschrauber losschickten, um seine einzige noch lebende Schwester zu holen, damit sie eingreift.“ Die Schwester, Regina Gata, wollte sich dazu nicht äußern. Mugabes Neffe Patrick Zhuwao, vor dessen Sturz Sozialminister, nennt die Berichte „Fake“. Er schrieb: „Wie blöd muss man sein, um so einen Unsinn zu verbreiten.“

Grace Mugabe ist schon mehrfach in Zusammenhang mit Gewaltausbrüchen gebracht worden. Im August 2017, als sie noch First Lady war, misshandelte sie ein 20-jähriges Model, das sie im südafrikanischen Hotelzimmer ihrer Söhne vorgefunden hatte.

Schon 2004 hatte Robert Mugabe auf einem Parteitag verkündet, Grace sei „zu Hause der Boss“. Er hatte seine ehemalige Sekretärin 1996 geheiratet, nach dem Tod seiner langjährigen, im Land sehr beliebten ersten Ehefrau, der in Ghana geborenen Sally.

Die Ambitionen Grace Mugabes, ihren greisen Ehemann als Präsident zu beerben, hatten im vergangenen Jahr für Unmut in Partei und Armee geführt. Der ehemalige Anführer der Befreiungskriegsveteranen, Jabulani Sibanda, warf der First Lady einen „Schlafzimmerputsch“ vor und wurde verhaftet. Gemeinsam mit einer jungen Garde in der Regierungspartei Zanu/PF (Simbabwe Afrikanische Nationalunion/Patriotische Front) sorgte Grace Mugabe für die Absetzung des mächtigen Vizepräsidenten Emmanuel Mnangagwa, ihres Hauptrivalen. Da griff die Armee ein, setzte Mugabe ab und machte Mnangagwa zum Präsidenten.

Während Oppositionelle jetzt staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Grace Mugabe fordern, verschärft sich die Diskussion über den Luxusruhestand, den die Familie Mugabe im Gegenzug für ihre Absetzung bekam. In der Kritik steht insbesondere, dass Mugabe immer noch 21 Farmen besitzt. Oppositionelle und ehemalige Befreiungskämpfer haben geschworen, diesem Zustand ein Ende zu setzen, notfalls mit Landbesetzungen.

Der Grundsatz „Ein Mann, eine Farm“ müsse gelten, sagte Douglas Mahiya, Sprecher des Verbandes der Kriegsveteranen. Er hat sich mit einer neuen linken Oppositionspartei zusammengetan, die wie ihr südafrikanisches Pendant EFF (Economic Freedom Fighters) heißt. „Unsere Väter sind nicht dafür gestorben, dass ein Mann 21 Farmen besitzt“, sagt EFF-Führer Innocent Ndibali. „Sie kämpften für gleiche Lebensverhältnisse aller Bürger.“