Zwinger Galerie: Ein afrikanischer Pierrot, genannt Gilles
Das Bild hängt genau richtig. Betritt man die Zwinger Galerie und schaut nach links an die Wand, dann nehmen einen gleich diese schwarzen Beine gefangen, über denen ein Strauß bunter – das wissen wir, auch wenn wir es nicht sehen – riesiger Plastikschwimmtiere schwebt. Gleich die erste Schwarz-Weiß-Zeichnung ist ein absolut fabelhaftes Kunstwerk, das uns gleich mal die Welt, in der wir leben, um die Ohren haut.
Neben seinen Zeichnungen nach Fotografien von Fox Talbot hat Gerhard Faulhaber schon in früheren Blättern illegale Migranten gezeichnet, wie sie mithilfe der Röntgenfotografie von Zoll und Polizei in ihrem Lastwagen-Versteck sichtbar gemacht worden waren. Jetzt aber begegnen sie ihm leibhaftig am Strand von Neapel. Und er bittet sie, ihm Porträt zu stehen. Wie beispielsweise der junge Mann, mit den vielen Handtaschen im Arm und den übereinandergestapelten Sonnenhüten auf dem Kopf. Anmutig steht er da und schaut den Zeichner ohne Scheu an.
Bis 9. 6., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Mansteinstr. 5
Gerhard Faulhaber sieht ihn in der Tradition von Antoine Watteaus „Pierrot, genannt Gilles“ (1718/19). Anders als der Clown schaut der afrikanische Händler am Strand von Neapel aber nicht traurig, sondern vor allem gelassen aus. Er scheint freundlich in sich zu ruhen. Aber auch er ist, wie es Wolfgang Hildesheimer einst über Gilles vermutete, ein Opfer des Betrachters. Also ein Opfer nicht nur der politischen Lage, sondern auch der Strandbesucher, die, wenn er Glück hat, seine Waren beachten, aber nie ihn selbst. wbg
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