EX-STASI-HÄFTLING GEHT ZURÜCK IN SEINE ZELLE
: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Carl-Wolfgang Holzapfel will noch mal: Für eine Woche lässt er sich in der Zelle im ehemaligen Stasigefängnis Hohenschönhausen einschließen, in der er in den 1960er-Jahren neun Monate absaß, weil er bei einer Protestaktion im Westen an der Grenze nach Ostberlin wohl die Grenze übersehen hatte. Die Bundesrepublik kaufte ihn frei. Das nutzte er dann dazu aus, sich von 1989 bis 1990 als Mitglied der Republikaner nützlich zu machen.

Jetzt versucht er sich in der Kunstszene: Die Fotografin Franziska Vu und er starteten am Donnerstag das Projekt 24/7 Stasi-Live-Haft, bei dem Holzapfel in seiner Zelle rund um die Uhr gefilmt wird und seine Gedanken in die Kamera spricht. Mit „Big Brother“ habe das nichts zu tun, es gehe darum, Jugendliche für die Geschehnisse im Unrechtsstaat DDR zu sensibilisieren. Auf der Website lassen sich denn auch Spuren von jugendlichem Interesse finden, aber von Betroffenheit ist noch nicht allzu viel zu sehen. Die Besucher greifen im Gästebuch auch zu mehr als derben Tönen: „Das ist doch einfach widerlich, was labert dieser REP-Aktivist hier eigentlich, ich kotze gleich in meine Tastatur. Kann man diesem Nazi den Mund stopfen?“ (taz, ddp)